XCIV. Ich sitze auf dem Meinigen.

[344] Lbs. 538 4 to. Von Kr. Jónasarson auf Narfastaðir.


Ein Schmied, namens Pétur, ist so stark, dass er keinen für sich tauglichen Ambos finden kann. Der Teufel verschafft ihm endlich einen, aber nur unter der Bedingung, dass er nach zehn Jahren ihm verfallen sei. Nun passt dem starken Schmiede jedoch kein Hammer für den Ambos. Wie der Teufel ihn nach abgelaufener Frist holen will, erklärt er dem Gottseibeiuns, er habe doch sehr wenig Nutzen von dem Ambos gehabt. Er solle ihm doch einen ebenso starken Hammer geben und ihn noch weitere zehn Jahre schmieden lassen. Der Teufel ist's zufrieden. Der Schmied arbeitet nun nach Herzenslust zehn Jahre lang darauf los, und als der Teufel kommt, ihn zu holen, findet er ihn wie gewöhnlich in seiner Werkstätte. Er ist bereit, sofort mitzugehen, nur habe er noch eine Bitte an[344] den Teufel. Dieser solle ihm doch noch vorher den Sack geben, in den alles hineinmüsse, was man sich hineinwünsche. Gutmütig erfült ihm der Teufel auch diese Bitte. Sofort wünscht der Schmied den Teufel in den Sack, legt diesen auf den Ambos und bearbeitet ihn aus Leibeskräften. Der Teufel winselt und fleht. Endlich wird er herausgelassen, nachdem er versprochen hat, nie wieder einen Anspruch an den Schmied zu erheben. – – Pétur arbeitet nun weiter nach Herzenslust, aber endlich muss auch er sterben. Nun macht er sich auf zum Himmelreiche. Wie sein Namensvetter ihm die Türe öffnet, will er ihn nicht hineinlassen, weil er ja seinerzeit den Pakt mit dem Teufel gemacht habe. Pétur wendet sich darauf zur Hölle. Aber sowie der Teufel nur seiner ansichtig wird, erklärt er, der einstigen Schläge eingedenk, dass er einen solchen Mann durchaus nicht in seinem Hause dulden könne. Dem Schmied bleibt also nichts übrig, als in seine Werkstätte zurückzukehren. Hier nimmt er seine grosse Lederschürze, ballt sie in der Hand zum Knäuel und macht sich wieder auf zum Himmelreiche. Petrus kommt an die Türe. Sowie diese sich ein wenig öffnet, wirft der Schmied die Schürze weit in den Himmel hinein. Auch jetzt will der Heilige seinen Namensvetter nicht hineinlassen, aber er erlaubt ihm auf dessen flehentliche Bitte hin wenigstens, sich seine Schürze wieder zu holen. Denn um sie selbst anzufassen und sie ihm herauszureichen, dafür ist sie dem Heiligen zu schmutzig. Der Schmied geht hinein, breitet seine Schürze aus und lässt sich gemächlich auf ihr nieder. Und auch heute sitzt er noch dort, denn allen, die ihn wieder zum Himmel hinausjagen wollen, erklärt er ganz unentwegt: »Ich sitze auf dem Meinigen«.

Bei Asbj. (21 »Smeden, som de ikke torde slippe ind i Helvede« S. 94 ff.) macht ein Schmied einen Kontrakt mit dem Teufel, dass er ihm nach Rieben Jahren angehören wolle, wenn er ihn dafür zum besten Meister der Schmiedekunst gemacht habe. Christus und Petrus kommen einst zu diesem Schmiede und gewähren ihm drei Wünsche. Durch die Kraft dieser Wünsche bleibt der Teufel, der sein Opfer haben will, zuerst im Birnbaum, dann im Lehnstuhle sitzen, und schliesslich wird er in der Stahlbörse des Schmieds, in die er durch eine List[345] hineingekrochen ist, so verhauen, dass er nie wieder Anspruch auf seine Beute erheben will. Aber nun will der Teufel später aus Angst den Schmied nicht in der Hölle aufnehmen, so dass dieser sich zum Himmel wenden muss. Vor ihm geht gerade ein Schneider in den Himmel ein. Der Schmied, der noch ein paar Schritte entfernt ist, wirft schnell seinen Ranzen in die Türspalte, um auf diese Weise die Türe für sich noch offen zu halten. – –

Im wälschtyroler Märchen (Schneller 17 »Der Stöpselwirt« S. 32 ff.) bekommt ein sehr mildtätiger Wirt, der in der Not beim Teufel Geld borgen musste, vom Herrgott drei Wünsche gewährt. Infolgedessen können die Söhne des Teufels vom Birnbaum bezw. Kanapee nicht herunter und werden von ihm gründlich verhauen. Der Teufel wird dann von ihm an die Geldkiste gebannt und soll das gleiche Schicksal haben, bis er für immer seine Ansprüche an den Wirt aufgibt. Nach dem Tode will der Teufel ihn nicht in der Hölle haben, und auch St. Peter weist ihn zurück. Da wirft er, als einigen frommen Seelen das Himmelstor geöffnet wird, seinen Hut in den Himmel. Wie er von Petrus die Erlaubnis bekommt, den Hut sich wieder herauszuholen, stellt er sich auf ihn und sagt: »Nun stehe ich auf meinem Eignen«.

Auch im märkischen Märchen (Kuhn 8 »Der Schmied und der Teufel« S. 277 ff.) wird der Teufel, der in den Ranzen hineingekrochen ist, vom Schmied so jämmerlich verhauen, dass er ihn später um keinen Preis in der Hölle aufnehmen will. Als auch Petras ihm die Aufnahme verweigert, wirft er sein Ränzel in den Himmel und erbittet sich die Erlaubnis, es wieder herausholen zu dürfen. Ob er sich jedoch, um im Himmel bleiben zu dürfen, auf sein Eigentum gesetzt oder in das Ränzel hinein gewünscht habe, wird im Märchen nicht erzählt. – – –

Das deutsche Märchen vom »Bruder Lustig« (Grimm 81 I S. 296 ff.) gehört in seinem Schlüsse auch hierher. Bruder Lustig wünscht die neun spukenden Teufel in seinen Ranzen und lässt dann denselben in einer Schmiede so gründlich bearbeiten, dass der einzige noch überlebende Teufel nachher voll Angst seine Aufnahme in der Hölle verhindert. Auch[346] St. Petrus will nichts von ihm wissen, nimmt aber schliesslich auf die Bitte seines einstigen Kameraden seinen Ranzen zurück. In diesen wünscht sich Bruder Lustig hinein, und so gelangt er in den Himmel.

Im dritten Bande gibt Grimm in den Anmerkungen zum »Spielhansel« (S. 131 ff.) eine ganze Reihe von Erzählungen, die mit unserm isländischen Märchen darin überein stimmen, dass der Teufel im Sack oder Ranzen vom Schmied gründlich verhauen wird, und dass nachher der listige Schmied dadurch in den Himmel kommt, dass er irgend etwas, das ihm gehört, in den Himmel wirft und sich dann im Himmel auf seinem Eigentum niederlässt.

Köhler (Aufs. S. 59) macht bei der Besprechung der hierher gehörigen Märchen darauf aufmerksam, dass wir in dem Ausspruche des Schmieds: »Ich stehe oder sitze auf meinem Eignen« die alte Rechtsanschauung von der Unverletzlichkeit des Besitzes haben, aus dem der Besitzer nicht verdrängt werden darf.

Maurer erzählt von dem bekannten isländischen Zauberer Porleifur, genannt Galdra-Leifi, dass er einen Pakt mit dem Teufel gemacht habe, doch unter der Bedingung, dass der Teufel ihm vor dem Ablauf der Frist noch drei Wünsche erfüllen müsse. Er wünscht sich nun einen Sack, aus dem wider seinen Willen nichts mehr herauskommen kann, was einmal drinnen ist, ferner einen Prügel, mit dem er beim Schlagen nie müde wird, und drittens, dass der Teufel selber in den Sack fährt. Sowie er drinnen ist, verhaut ihn Porleifur so furchtbar, dass er aus dem Sacke schliesslich wieder herausfährt. Dadurch hat er aber den Vertrag gebrochen, und Porleifur ist infolgedessen vom Teufel befreit.

Quelle:
Rittershaus, Adeline: Die neuisländischen Volksmärchen. Halle: Max Niemeyer, 1902, S. 344-347.
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