7.

[178] Die von A. verstanden lange Zeit nicht, wie sie das Korn schneiden müssten. Sie nahmen Ahlen, stachen damit unten in die Halme und so oft ein Halm umfiel, sprangen sie eiligst auf die Seite, damit derselbe sie nicht erschlage. Einmal waren ihrer zwölf auf einem Acker; da gingen fremde Schnitter vorüber, welche nach Landessitte die Sichel am Halse trugen. »Ei, wie ungeschickt ihr thut!« sagten dieselben und nun zeigte ihnen Einer, wie man das Korn schneiden müsse. Die von A. waren darüber ganz erstaunt und kauften den fremden Schnittern ein Duzend Sicheln zu sehr hohen Preisen ab. »Wie müssen wir es aber machen«, fragte Einer, »wenn wir die Sicheln am Halse tragen und sie wegnehmen wollen?« »Da braucht ihr sie ja nur wegzuziehen«, lautete die Antwort. Darauf versuchte es sogleich Einer, legte die Sichel um den Hals und zog so lange, bis er sich den Kopf abgeschnitten hatte.

Quelle:
Schneller, Christian: Märchen und Sagen aus Wälschtirol. Innsbruck: Wagner 1867, S. 178.
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