8.

[178] Die von L. hatten das Unglück nichts recht anzustellen und es ging ihnen alles schlecht. Sie hielten desshalb eine eigene Rathssitzung und um auch weise und gescheidt zu werden, wie die Leute in andern Dörfern, beschlossen sie den Mond zu fangen und ihn zu essen. Da hörten sie von einem Weibe, sie habe den Mond im Brunnen gesehen; dieses Weib aber hatte Rüben und Rettiche geschält und die Rinden in den Brunnen geworfen. Da kamen sie alle und wollten den Mond aus dem Brunnen heraufholen und essen, dafür aber assen sie die Rüben- und Rettichschalen. »Corpo de Diana«, riefen sie, »wie bitter doch dieser Mond ist! Aber gerade das muss[178] der rechte sein!« Zufällig ging der Mond gerade unter und da sie ihn im Brunnen nicht mehr sahen, meinten sie richtig, nun hätten sie ihn ganz gegessen. Um aber nicht ohne Mond zu bleiben, klebten sie viele Leuchtkäfer an ein Gärberlohlaibchen und hingen dasselbe in ihrer Hauptgasse auf. –

Quelle:
Schneller, Christian: Märchen und Sagen aus Wälschtirol. Innsbruck: Wagner 1867, S. 178-179.
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