[239] 61. Von einem muthigen Königssohne, der viele Abenteuer erlebte.

S. die Anm. zu Nr. 58.

Wenn der Prinz sich Arme und Beine abschneidet und sie dem Adler zu fressen gibt, der sie nachher wieder ausspeit, so vgl. Hahn Nr. 70, wo der Prinz ein Bein sich abschneidet und dem Adler gibt, der es nachher wieder ausspeit, und das sonst nicht verwandte sicil. M. Nr. 60, wo Giovanninu dem Adler seinen linken Arm und Fuß zu fressen gibt, die der Adler nachher wieder ausspeit. In Nr. 58 der sicil. M. und in mehreren parallelen M. – Vogl, Volksm. S. 112, Zingerle II, 410, Schneller Nr. 39, Colshorn Nr. 5, Schleicher S. 140 – schneidet sich der Held kein ganzes Glied ab, aber er gibt doch dem ihn emportragenden Adler (Drachen bei Colshorn und Schleicher) ein Stück von seinem eignen Fleisch1. Vgl. auch Campbell Nr. 16, wo der Held dem Adler ebenfalls ein Stück Fleisch[239] aus seinem Schenkel gibt, und Schneller Nr. 38, wo der Held die ihn über's Meer tragende Taube das Mark aus seinen Armen saugen läßt2.

Wie Peppe bei dem Hofschneider in Dienst tritt und das für die Königstochter bestellte Kleid mit der Zaubergerte schafft, eben so tritt bei Hahn Nr. 70 der Prinz bei dem Hofschneider in Dienst, und als die jüngste Prinzessin drei Kleider verlangt, die sich in einer Nuß, einer Haselnuß und einer Mandel befinden, schafft er sie, da er in der Unterwelt eine Nuß, eine Haselnuß und eine Mandel, in denen wunderbare Kleider stecken, erhalten hat. In dem ungarischen M. bei Gaal S. 77 wird der Held erst beim Hofschneider, dann beim Hofschuster, endlich beim Hofgoldschmied Geselle, und als die Prinzessin ein Kleid, ein Paar Schuhe und einen Ring verlangt, wie sie in der Goldburg getragen, zaubert er sie herbei. In andern parallelen M. – s. Jahrb. f. rom. u. engl. Lit. VII, 27, Alsatia 1852, S. 77, Zingerle II, 412, Colshorn Nr. 5 und die spanische Vulgärromanze bei Duran Nr. 1263 – wird der Held nur Goldschmied und liefert die von den Prinzessinnen verlangten Schmucksachen. Vgl. auch Hoffmeister, Hessische Volksdichtung S. 35. Dietrich Nr. 5, wo Iwan Schustergesell wird, ist etwas entstellt.

Wie die Prinzessin mit Peppe in ein kleines Häuschen ziehen muß, so auch in der spanischen Romanze die Prinzessin mit Juan; und wie Peppe die geschossenen Vögel seinen Brüdern unter der Bedingung abtritt, daß jeder sich von ihm einen schwarzen Fleck auf die Schulter machen läßt, so überläßt Juan seinen Brüdern das Heilwasser, die Löwenmilch und die feindlichen Fahnen, wogegen sie ihm zwei ihnen vom König gegebene Birnen geben, sich ein Ohr abschneiden und auf die linke Schulter ein Sklavenzeichen aufbrennen lassen müssen3.

1

Entstellt ist der Zug bei Müllenhoff Nr. 14 (S. 441).

2

Bei Birlinger I, 364 vermag ein Storch einen Riesen aus dem Zwergenreich erst dann emporzutragen, nachdem ihm der Riese eine seiner Hinterbacken zu fressen gegeben. – Ueber das Fleischausschneiden aus dem eignen Körper in buddhistischen Legenden s. Benfey, Pantsch. I, 216 f. und 388 ff.

3

In einem russischen M. (Chavaenes S. 104) tritt der mit der Königstochter verheiratete Dümmling das Schwein mit den goldnen Borsten, den Hirsch mit dem goldnen Geweih und das Pferd mit der goldnen Mähne seinen Schwägern gegen ihre eine kleine Zehe, einen kleinen Finger und einen Streifen Haut von ihrem Rücken ab. Ganz ähnlich Glinski I, 62 und Radloff, Proben der Volkslitteratur der türkischen Stämme Süd-Sibiriens II, 618. Bei Hahn Nr. 6 müssen die Schwäger einen Schlag des Rosses auf den Hintern aushalten, wodurch schwarze Flecken wie Siegel entstehen. S. auch die Anm. zu Nr. 67 unsrer Sammlung.

Quelle:
Gonzenbach, Laura: Sicilianische Märchen. Leipzig: Engelmann 1870, S. 239-240.
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