15. Die Sabbatfeier.1

[24] Drei Freunde gingen einst über Land, und sie hatten noch keine Herberge erreicht, als sie der Sabbat überraschte. Zwei[24] von ihnen zogen aus Furcht vor den wilden Tieren und vor Räubern weiter. Nur der dritte scheute sich, die Sabbatruhe zu entweihen. Er schlug sein Zelt auf und bereitete das Sabbatmahl.

Da kam ein ungeheurer Bär in das Zelt, that aber dem Frommen nichts und frass, was er ihm reichte. In der Nacht behütete der Bär den Schlaf seines Wirtes und auch am nächsten Tage teilten sie sich in die Mahlzeiten. Erst nach Sabbatausgang zogen sie gemeinsam weiter.

Gar bald hatten sie die beiden anderen Wanderer eingeholt, und kaum war der Bär ihrer ansichtig geworden, da zerriss er sie in Stücke. Hierauf begegneten sie einer Räuberbande. Doch als der Fromme sagte, er komme vom Hofe des Königs und der Bär sei ihm zur Begleitung mitgegeben worden2, da beschenkten ihn die Räuber reichlich und baten ihn, sie ja nicht dem Könige zu verraten. Der Bär verliess ihn aber nicht eher, als bis er glücklich wieder zu Hause angelangt war.


Deshalb soll ein jeder den Sabbat halten in acht,

So wird Gott3 vor ihm halten die Wacht.

Der kann euch doch wohl beschirmen vor Räubern und wilden Tieren,

Wie ihr in dieser Geschichte wohl konntet merken und spüren.

D'rum lasst euch ja nicht verführen!


1

Maa. 138. Vgl. Mitt. S. 72. Verwandlung in Bären auch Gri. III 229).

2

Vgl. Jalqut zu I M. 32 Anf. und 33, 9. Ber. rabba § 75.

3

o. Ha-qodousch borukh hu.

Quelle:
Märchen und Sagen der deutschen Juden. In: Mitteilungen der Gesellschaft für jüdische Volkskunde, herausgegeben von M. Grunewald, Heft 2 (1898) 1-36, 63-76, S. 24-25.
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