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Kosakenmärchen.
Ein reicher und ein armer Mann hatten einmal ein Feld in gemeinschaftlichem Besitz, das besäten sie zu gleicher Zeit mit gleichem Samen. Gott aber segnete die Arbeit des Armen und ließ die Saat gedeihen, die des Reichen dagegen gedieh nicht. Da verlangte der Reiche das fruchtbare Feldstück für sich und sagte zu dem Armen: ›Sieh her, meine Saat ist gut aufgegangen, deine gar nicht!‹ Der Arme erhob Einspruch, doch der Reiche wollte nicht hören, sondern sprach zu ihm: ›Wenn du mir nicht glauben willst, dann komm morgen vor Tagesanbruch aufs Feld, Gott soll zwischen uns richten.‹
Da ging der Arme heim. Der reiche Mann aber grub eine tiefe Grube in des Armen Feldstück, setzte seinen Sohn hinein und sagte zu ihm: ›Merk auf, mein Sohn, wenn ich morgen früh hierher komme und frage, wessen Feld das ist, dann rufe: das gehört nicht dem Armen, sondern dem Reichen.‹
Danach überdeckte er ihn mit Stroh und wandte sich nach Hause. Am Morgen sammelte sich alles Volk und ging aufs Feld hinaus. Der Reiche aber rief: ›Sprich, Herr Gott, wessen Feld ist dies, des Reichen oder des Armen?‹
›Des Reichen, des Reichen!‹ rief eine Stimme mitten im Felde.
Aber der Herr selbst war unter dem versammelten Volke, und er sprach: ›Höret nicht auf die Stimme, denn das Feld ist wahrlich des armen Mannes.‹ Und er erzählte allen, wie sich's verhielt. Dann gebot er dem Sohne des Reichen: ›Bleibe, wo du bist, und sitze dein ganzes Leben hindurch unter der Erde, solange die Sonne am Himmel steht.‹
Alsbald wurde der Sohn des Reichen zum Maulwurf, und das ist der Grund, weshalb der Maulwurf das Tageslicht flieht.