[467] 988. Die festgebannten Hexen zu Weimerskirch.

Zu Weimerskirch hatte ein Knecht gehört, es seien Hexen im Dorf und kämen jeden Morgen zur Kirche. Einst stellte er einen Besen verkehrt hinter das Kirchtor mit einem dreiblättrigen Kleeblatt. Als nun nach der Messe alle Leute sich entfernt hatten, saßen noch immer mehrere alte Weiber in der Kirche, bewegten[467] sich auf ihren Stühlen hin und her, kamen aber nicht von der Stelle. Der Küster forderte sie wiederholt auf, sich zu entfernen, aber vergebens. Sie vermochten es nicht. Er rief deshalb den Pastor, der den alten Weibern begreiflich machen wollte, es werde keine Messe mehr gelesen. Da gestanden sie ihm, daß sie nicht von der Stelle könnten, so lange etwas hinter der Kirchtür stehe, das ihnen den Ausgang verwehre. Der Pastor begab sich hin und fand den Besen. Nachdem er ihn weggenommen hatte, forderte er die Alten auf, sich nun zu entfernen. Aber sie sagten, es liege noch etwas1 an der Kirchtür, und derjenige, welcher es hinlegte, müsse es auch wieder wegnehmen. Der Pastor ließ also den Knecht kommen und forderte ihn auf, alles wegzunehmen, was er hingelegt habe. Nun gingen die Alten fort, drohten aber dem Burschen, ihm den Kopf vom Leibe zu trennen, wenn er ihnen begegne. Der Pastor segnete mehrmals den Knecht, damit die Hexen ihm nichts anhaben könnten.

1

Wahrscheinlich Erde, die der Pastor beim Begraben auf den Sarg eines Verstorbenen geworfen hatte. (Wohl eher das Kleeblatt. Jacoby.)

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 467-468.
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