[385] 819. Der Geist auf der Burg zu Esch a.d. Sauer.

Ein Burgherr von Esch hatte einen alten Jäger, der alles schoß, was er wollte, und den Tisch seines Herrn reichlich mit Wildbret versah. Einst plauderte der Jäger mit seinem Herrn im Schloßhof. Da sagte dieser: »Sieh drüben im Großenbüsch spielt ein Hase auf einem Felsen.« – »Den will ich hinterrücks schießen«, sprach der Jäger, drehte den Rücken dem Walde zu, legte die Flinte über die Schulter und schoß den Hasen wirklich nieder. »Wenn du ein Hexenmeister bist«, sagte der Schloßherr, »so will ich dich nicht mehr in meinem Dienst haben; gleich räum mir das Schloß!« Den Groll im Herzen entfernte sich der Jäger und rief im Fortgehen: »Das wird dich reuen!«

Von diesem Tag an erschien allabendlich ein Geist in der Escher Burg; dieser machte ein furchtbares Geräusch in allen Räumen. Das hatte schon eine geraume Zeit gedauert, als der Schloßherr von einem alten Geistlichen erfuhr, daß, um den Geist loszuwerden, man dessen Schatten verwunden müsse. In Begleitung seiner Diener stellte er daher in einer mondhellen Nacht einen Eimer Wasser in einen der Säle, in welchem der Geist jeden Abend sein Unwesen trieb. Mit Speeren bewaffnet umstanden sie den Eimer. Als sie nun den Schatten des Gespenstes im Wasser sahen, stachen sie zu, der Schatten ließ einige Tropfen Blut fallen und die Hexerei war gebrochen.


Lehrer Schlösser zu Esch a.d. Sauer

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 385.
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