[420] 893. Der Geiger aus Itzig.

Petit Jean, Geiger aus Itzig, kam einst von einer Bauernkirmes. Unterwegs begegnete ihm ein vornehmer Herr auf prächtigem Roß. Da der Junker einen Musikanten in ihm erkannte, fragte er ihn, ob er nicht mit ihm gehen wolle, um die Nacht hindurch Musik zu machen. »Warum nicht?« sagte Petit Jean. – »Was muß ich dir denn geben, um die ganze Nacht zu musizieren?« – »Eine Pistole,« war die Antwort. Der Herr reichte ihm das Goldstück und nahm ihn zu sich aufs Pferd, und da ging es husch! wie der Wind. Petit Jean dachte: »Wo soll das hin?« Auf einmal ward haltgemacht und der Geiger wurde in einen großen, glänzenden Saal geführt, wo er auf einen erhöhten Platz gewiesen wurde und seine[420] Tänze zu spielen begann. Als nach einer Weile sich alles im Saale freudig bewegte, tanzte eine Dame an dem Geiger vorbei, in der er seine Frau zu erkennen glaubte; da rief er verwundert aus: »Jesus, Maria, Joseph! die Dame da gleicht meiner Frau!« Plötzlich war alles stockfinster und der arme Petit Jean saß auf dem Balken eines Galgens. Er kletterte glücklich hinunter und sagte auf dem Heimweg mehrmals: »Zu keinem mehr aufs Pferd.«


Mitteilung des Lehrers Brandenburg zu Burglinster

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 420-421.
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