[421] 894. Der Köricher Spielmann.

Ein Musikant, welcher einst während der drei Kirmestage zu Limpach sich durch sein Spielen viel Geld gewonnen hatte, kehrte, nachdem die Kirmes begraben war, mittwochs abends gegen acht Uhr nach seiner Heimat Körich zurück. Kaum hatte er das Dorf Garnich etwa eine halbe Stunde hinter sich, so wurde er von den Tönen einer gar schönen, aber doch sonderbaren Musik überrascht. Der Mann ging seinen Weg weiter, bis er auf einmal von einem dieser Musikanten angeredet und eingeladen wurde, mit ihnen zu spielen. Unserem braven Köricher, dem diese schwarze Gesellschaft nicht besonders gefiel, wurde es sonderbar zumute. Er willigte dennoch ein, weil er fürchtete, man könnte ihm einen bösen Streich spielen. Er spielte Walzer, Polka-Mazurka und was man ihm sonst vorlegte. Stunde auf Stunde entrann und noch wollte die Musik nicht aufhören. Der gute Kirmesmusikant wurde immer müder, wußte sich jedoch nicht aus seiner peinlichen Lage zu befreien. Auf einmal besann er sich eines Besseren: er bekreuzte sich, aber, o weh! statt seines Instrumentes hatte er – eine Katze beim Schwanz, welche drohte, mit ihren glänzenden Krallen ihm die Augen auszureißen. Der Musikant machte wieder das hl. Kreuzzeichen, worauf die geheimnisvolle Katze verschwand.


Lehrer J.-P. Theisen

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 421.
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