[427] 906. Der gefährliche Traum.

Folgendes, so erzählt ein Mann, sei ihm passiert: Er hatte einst in seiner Heimat eine Frau, die als Hexe berüchtigt war, recht böse gemacht. Bald darauf ging er nach Frankreich. Bei seiner Abreise sagte die Frau zu ihm: »Du gehst jetzt fort, aber du wirst mir das doch nicht auf die andere Seite mitnehmen.« Er reiste ab. Des[427] Nachts träumte er nun einst, er sei todkrank und neben seinem Bett ständen jene Frau und ein Arzt, der ihm eine Ader am Hals öffnen wolle. Er aber habe nicht einwilligen wollen, sondern, als der Arzt trotzdem habe Gewalt gebrauchen wollen, mit Fäusten um sich geschlagen. Da verspürte er plötzlich einen heftigen Schmerz an der Hand und der Traum hörte auf. Am Morgen fand er sein Rasiermesser neben dem Bett liegen und in seiner Hand war ein großer Schnitt. »Hätte ich eingewilligt, daß der Arzt mir Blut nehme,« sagte der Mann, »so wäre es um mich geschehen gewesen. Das hat mir jene Frau angetan.«


Lehrer Schaus zu Wahlhausen

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 427-428.
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