[437] 925. D'Fall vu Folschent (Folschet).

[437] A. Es mögen fünfundsechzig Jahre her sein, da saß eines Tages Jakob Pesch aus Kalmus auf einem kräftigen Hengst vor seinem Hause, um nach Kapweiler zum Ackerer Georg Ketter zu reiten. Da rief ihm ein unter dem Namen d'Fall vu Folschent bekanntes altes Weib zu: »Wohin, Pesch?« – »Nach Kapweiler!« – »Dann wart, ich geh mit.« – »Ich bin Euer nicht nötig«, sagte Pesch und gab dem Pferd die Sporen, ritt im Galopp ungefähr drei Kilometer weit bis bei Klos Weiherchen, wo er das Pferd wieder im Schritt gehen ließ. Er schaute rückwärts, das Weib war da, hatte sein Pferd mit dem Schwanz und sagte zu ihm: »Hast du gemeint, du würdest mir entrinnen?« Der Mann sagte nichts, er bekreuzte sich und ritt schnell weiter.


B. Michel Weber und Heinrich Meisch, sowie noch zwei andre Fuhrleute aus dem Dorfe Kalmus, fuhren ins Ösling, um Kohlen für die Ansemburger Schmiede zu holen. Zu Rambruch auf der Höhe auf ebener Landstraße blieben auf einmal die Pferde der vier Gespanne stehen und konnten trotz aller angewandten Mittel nicht weitergebracht werden. Da kam ein altes Weib, d'Fall vu Folschent, und sagte zu den Fuhrleuten: »Wie haltet ihr hier, ihr Kalmuser Bauern?« – »Meija«, antworteten diese, »wir kommen nicht weiter.« – »Ihr seid dumme Kerle«, sagte das Weib, »mir her die Geißel! Hei, hi, hopp!« und alle Pferde zogen an und gingen rüstig weiter.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 437-438.
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