[444] 936. Die Katzenhexe zu Rambruch.

Vor vielen Jahren lebte zu Rambruch eine arme Frau, die nur eine Kuh hatte; diese gab aber mehr Milch als irgendeine des Dorfes. Auf einmal versiegte die fruchtbare Quelle und trotz aller angewandten Mittel gelang es der Frau nicht, auch nur einen Tropfen mehr zu bekommen. Es fiel ihr auf, daß sie jeden Abend, wenn sie sich zum Melken ihrer Kuh in den Stall begab, in der Krippe eine schwarze Katze erblickte, die sie grimmig anglotzte. Das schien der Frau verdächtig und eines Abends ergriff sie einen Besenstiel und hieb so heftig damit auf die Katze ein, daß sie derselben ein Ohr vom Kopf trennte. Da, o Wunder! entlarvte sich die Katze als die Nachbarsfrau, ein altes Weib, das schon lange Zeit im Verdacht stand, Zauberei zu treiben. Diese war es also, die allabendlich die Kuh der Nachbarin melkte und bei ihrer Ankunft jedes mal die Hexenmaske anlegte.

Des andern Tages fand man den toten Körper einer schwarzen Katze in Grentschens Weiher liegen. Das Hexenweib aber war spurlos verschwunden. Von nun an gab die Kuh der braven Frau wieder reichlich Milch wie vorher.


Zollbeamter J. Wolff

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 444.
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