[444] 937. Die Milchdiebin zu Kanach.

Zu Kanach besaß ein armer Bauer eine Kuh, die ihn reichlich mit Milch und Butter versorgte. Eines Tages merkte er, daß die Kuh schon gemolken sei und dieselbe auch nicht einen Tropfen Milch mehr gab. Das ging so wochenlang fort, ohne daß es dem Bauern möglich gewesen wäre, den Dieb zu entdecken. Nur zuweilen bemerkte er bei seinem Eintritt in den Stall, daß eine schwarze Katze mit funkelnden Augen hinter der Kuh aufsprang und sich in eine Ecke kauerte. Mißgestimmt, wie er war, und ärgerlich darüber, die Katze so oft in seinem Stalle anzutreffen, schlug er dieselbe einst mit einem Stock so gewaltig an den Kopf, daß sie laut schreiend davonlief und im Nachbarhause verschwand. Tags darauf erschien die Nachbarsfrau mit verbundenem Kopf. Allgemein hieß es, sie stehe mit dem Teufel im Einverständnis und habe in Gestalt einer Katze des Nachbars Kuh gemolken.


J. Weyrich

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 444.
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