[446] 942. Die abgehauene Katzenpfote.

A. Im Schlosse zu Körich fand sich jedesmal eine Katze ein, wenn die Wärterin des Kindes diesem den Brei gab. So oft die Frau dem Kinde einen Löffel voll reichte, langte die Katze gleich mit der Pfote in den Brei und aß so mit. Die Katze zu verscheuchen, war alle Mühe umsonst. Da klagte die Frau einst ihrem Manne, der Fleischer im Schlosse war, wie eine fremde Katze sie fortwährend belästige.[446] Dieser wartete ab, bis die Katze das nächste Mal wiederkam, und als sie die Pfote zum Breiholen ausstreckte, hieb er ihr dieselbe mit einem wuchtigen Streich vermittels eines Messers ab. Tags darauf lag des Schäfers Frau mit verbundenem Kopfe krank zu Bett; man ließ den Arzt kommen und so entdeckte man, daß ihr eine Hand fehlte. Die Hexe ward ergriffen und verbrannt.


B. Ein Holzhauer aus Wilz, der noch lebt, ging eines Abends mit seiner Axt nach Hause. Unterwegs umringten ihn plötzlich eine Menge schwarzer Katzen. Sie begleiteten ihn bis zu seiner Wohnung, wo er ergrimmt seine Axt nach ihnen warf. Als er sein Beil wieder aufhob, lag eine Vorderpfote daneben und am anderen Tag hörte er, daß die Nachbarsfrau krank darniederliege: sie habe in der Nacht eine Hand verloren. Voll Schrecken lief der Mann nach Hause und sah, daß die abgehauene Pfote wirklich die Hand der Nachbarin war.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 446-447.
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