[518] 1074. Der verwünschte Schuster im Turbelsloch.

In der Nähe von Hamm bei Gantenbeinsmühle erhebt sich ein schroffer Felsen, genannt Turbelsloch, in welchem sich eine von der Natur dermaßen bequem hergerichtete Grotte befindet, daß sie als Wohnung benutzt werden kann. In der Tat soll vor vielen Jahren ein Eremit sich darin aufgehalten haben, der durch sein frommes und tugendhaftes Leben die ganze Gegend in Erstaunen setzte.

Ein bettelarmer Schuster aus der Umgegend, ein ganz verkommener, liederlicher Mensch, erlaubte sich den unpassenden Spaß, oftmals und hauptsächlich am Abend, wenn der Einsiedler sein Gebet verrichtete, eine Menge gemeiner, niedriger Schmähreden gegen denselben auszustoßen. Als er sich nun wieder eines Abends eine solche abscheuliche Handlung zu Schulden kommen ließ, wurde er plötzlich durch zwei kräftige, unsichtbare Arme erfaßt und mit Gewalt ins Turbelsloch geschleudert, in welches er noch heute in Gestalt eines Felsblockes gebannt ist. Wann und ob er wohl überhaupt jemals von seinem Bann gerettet wird, weiß man nicht.


Zollbeamter J. Wolff

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 518.
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