[533] 1104. Tempelherren in Beischent.

Zwischen Boxhorn und Klerf dehnt sich ein Wald aus, der, unterhalb Boxhorn beginnend, sich in Form eines ungeheuern Hufeisens bis nach Maulusmühle hinzieht. In einem Teil desselben,[533] Beischent genannt, gerade oberhalb des von der Wolz oder Klerf durchströmten Jennertales, gewahrt man von Entfernung zu Entfernung mächtige, mit Moos bewachsene Steintrümmer, die unter dem Namen »Tempelhäuser« gar wohl in der Umgegend bekannt sind. Hier soll vorzeiten eine große Stadt, die Stadt Beischent, gestanden haben, »damals als die Heiden noch in unserem Lande waren«. Die darauf bezüglichen Urkunden wären auf einem benachbarten Schlosse (Urspelt, Klerf) aufbewahrt. Zu wiederholten Malen wurden von Privatleuten Nachgrabungen veranstaltet; an einem gewissen Orte stieß man auch auf ein stark gebautes, noch wohlerhaltenes Gewölbe, wo man, der Erwartung zuwider, einige verrostete Waffengeräte und Asche (ob in Urnen, ist ungewiß) fand.

Später, als diese Stadt schon verödet war, setzte sich daselbst eine Abteilung der sogenannten Tempelherren fest, und seit der Zeit heißt der Ort Tempelhäuser. Diese Tempelherren waren, man weiß nicht recht welchen Umstands willen, sowohl den Klerfer Grafen als auch dem Volke verhaßt. Doch konnten ihnen die Nachstellungen der Schloßherren von Klerf lange nichts anhaben. Denn ihren Pferden hatten die Ritter die Hufeisen verkehrt (»hanne fir«) aufgenagelt, so daß der Pferde Spuren die Feinde in die Irre leiteten. Da verriet eines Tages ein Hirt, der in der Nähe seine Herde weidete, daß die Tempelherren frühmorgens ausgeritten seien; und in der darauffolgenden Nacht wurden dieselben sämtlich »vertilgt«.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 533-534.
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