[171] 398. Der wilde Jäger zu Diekirch.

Vorzeiten hörte man oft in der Nacht auf den Bergen um Diekirch wildes Getöse; das war der wilde Jäger,[171] der dort seine Weidbahn hatte, und wehe dem Unglücklichen, der ihm in die Hände fiel.

Damals trieb man die Pferde nachts auf die Weide. Während die Pferde weideten, wickelten sich die Hüter in ihre Decken und schliefen. Einst hütete ein Pferdeknecht auf dem Herrenberg. Als er am Morgen nicht zur gewöhnlichen Zeit zurückkehrte, machte man sich auf, ihn zu suchen. Die Pferde fand man zerstreut; endlich fand man auch den Knecht in seine Decke gehüllt und in Schweiß gebadet. Man zog ihn hervor und fragte nach der Ursache seines Schreckens. Da erzählte er, daß er den wilden Jäger gesehen, als derselbe mit seiner Meute über den Berg dahergejagt sei. Dieser habe ihn mit fürchterlichen, funkelnden Augen angeschaut; und als er sich voll Schrecken in seine Decke gewickelt habe, sei der Unhold herangetreten und habe sich ihm zwischen die Beine gesetzt, sodaß er die ganze Nacht nicht gewagt habe, aufzuschauen.

In Zukunft hütete man sich, dorthin die Pferde auf die Weide zu treiben.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 171-172.
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