[175] 407. Wilder Jäger zu Bollendorf.

In einem Walde bei Bollendorf hatte ein gespenstischer Jäger seine Weidbahn. In der Nähe dieses Waldes lagerte einst ein Regiment Soldaten, deren Oberst eine Stunde weit von ihnen einquartiert war. An einem Sonntag mußte ein Soldat, der einen Auftrag an seinen Obersten zu bestellen hatte, den Wald passieren. Seine Kameraden warnten ihn vor dem gespenstischen Jäger: »Gib acht, daß du dem Jäger nicht begegnest!« – »Ach was, den Jäger fürchte ich nicht!« hatte er geantwortet. Aber kaum war er im Walde angelangt, als sich auch der Jäger schon einstellte. Der Soldat redete ihn an, aber im nächsten Augenblicke bekam er solche Prügel, daß er atemlos den Berg hinunterlief und nach einer Viertelstunde an die Sauer gelangte. Sobald er ins Wasser gesprungen war, um das jenseitige Ufer zu erreichen, hörten die Prügel auf.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 175.
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