[208] 489. Tanzender Geisterschwarm bei Esch an der Sauer.

Als ein Mann, namens Baupetesch Petgen aus Esch an der Sauer, welcher bei einer Hochzeit zu Tadler aufgespielt hatte, auf seinem Heimweg in der Bidenschicht, einem an dem Sauerfluß ein halbes Stündchen unterhalb Esch gelegenen Orte, angelangt war, kam ein Herr mit einer großen Anzahl Damen dahergesprungen, welche dem Musikanten eine Strecke Weges folgten. Im Putzberg angekommen, forderte ihn der Herr auf, zum Tanze aufzuspielen. Der Mann entschuldigte sich, indem er sagte, das Erklettern des steilen Berges[208] ermüde ihn zu sehr, sie möchten warten, bis sie die Anhöhe erreicht hätten. Sobald er aber den Fuß auf den Ranker Knapp gesetzt hatte, mußte er seine Geige hervorziehen und spielen. Der geheimnisvolle Herr tanzte nun mit seinen Begleiterinnen ohne Unterbrechung, so daß dem Geiger bald der Arm erschlaffte. Da das Tanzen kein Ende nehmen wollte, ging er in die Melodie des Veni Creator über, indem er die Töne der Geige mit Gesang begleitete. Da gerieten die Tanzenden erst recht in Wut, sie sprangen und hüpften, aber in entgegengesetzter Richtung wieder den Berg hinunter, dem Putzbach zu, woher sie gekommen waren. Der Geiger spielte und sang, bis er nichts mehr von ihnen sah noch hörte, und eilte dann nach Hause.


Lehrer Schlösser zu Esch a.d. Sauer

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 208-209.
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