[316] 728. Kohlen in Gold verwandelt.

Allgemein verbreitete Meinung ist, daß, wo ein Schatz vergraben liegt, nachts ein Feuer brennt.

Eine Magd stand morgens früh auf, ging an den Herd und wollte das Feuer anzünden. Als sie aber die Asche vom Herde wegscharrte, fand sie die Kohlen vom vorigen Abend erloschen. Zufällig blickte sie zum Fenster[316] hinaus und sah neben dem Hause ein Feuer brennen. Sie ging mit der Schaufel hinaus. Neben dem Feuer aber saß ein großer Hund. Die Magd kümmerte sich nicht um den Hund und nahm die Schaufel voll Kohlen. Als sie die Kohlen aber auf den Herd schüttete, waren sie erloschen. Ein zweites Mal ging es ebenso. Wie sie nun zum drittenmal mit der Schaufel kam, sagte der Hund: »Hast du deren noch nicht genug?« Die erschrockene Magd eilte ins Haus zurück, aber auch diesmal erloschen die Kohlen, sobald sie auf den Herd geschüttet waren. Sie eilte zum Hausherrn, dem sie das Vorgefallene mitteilte. Dieser, der gleich wußte, was es mit den erloschenen Kohlen für eine Bewandtnis hatte, schickte das Mädchen zu Bett. Er begab sich in die Küche und fand statt der erloschenen Kohlen lauter Goldstücke.

Hätte die Magd gewußt wie ihr Herr, was für eine Bewandtnis es mit einem solchen Feuer hat, so hätte sie dasselbe gar nicht gesehen.

Referent sagt, dies habe sich in einem luxemburgischen Dorfe an der belgischen Grenze zugetragen.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 316-317.
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