[317] 731. Jâsmännchens Geldfeuer.

[317] In der Nähe des Jâshauses in Dahl befindet sich eine umzäunte Wiese, noch heute Jâspesch genannt. Mitten in dieser Wiese stand ein großer Birnbaum, den der Sturm erst vor einigen Jahren entwurzelt hat. Eine Magd aus Jâshaus war einst frühmorgens aufgestanden, um zu backen. Während sie sich vergebens bemühte, um Feuer anzuzünden, sah sie im Pesch unter dem Birnbaum ein Feuer brennen. Sie glaubte, Hirten hätten es bei Nacht angezündet. Mit einer Feuerschaufel lief sie hin und nahm glühende Kohlen. Doch hatte sie dieselben kaum auf den Herd gelegt, als sie auch schon erloschen waren. Sie kehrte zurück und die gebrachten Kohlen erloschen ebenfalls. Sie ging ein drittes Mal hin und als sie die Kohlen schon genommen hatte, sah sie einen großen, schwarzen Hund neben dem Feuer liegen. Dieser sprach: »Geh und mach, daß du nicht mehr wiederkommst.«

Auch diesmal erloschen die auf den Herd geschütteten Kohlen. In ihrer Verlegenheit weckte die Magd die Herrschaft und erzählte, wie es ihr ergangen sei und wie sie jetzt kein Feuer machen könne. Kaum hatte sie geendigt, als sie einen solchen Streich in das Genick erhielt, daß sie ohnmächtig zusammensank. Als sie wieder zu sich kam, sagte der Meister: »Geh zu Bett und schlafe, bis du dich wieder erholt hast; ich stehe selbst auf, um Feuer zu machen.« Am Morgen fand der Hausherr lauter Gold auf dem Herde liegen und scharrte es vergnügt zusammen. Es war das Geld, das Jâsmännchen dort vergraben hatte.1

Ein Mann aus Masselter, der einst in später Nacht über die Hûscht nach Hause zurückkehrte, sah ein Feuer in der Nähe des Krenkelsteines brennen. Funken sprühten nach allen Seiten hin. Er glaubte, Hirten hätten es angezündet, und nahm eine Kohle auf die Pfeife. Doch gleich war dieselbe erloschen. Er warf sie weg und nahm eine zweite, die eben so schnell erloschen war. Er ließ sie gleichfalls auf den Rasen fallen und nahm eine dritte, hatte sie jedoch kaum auf die Pfeife gelegt, als er jemand neben dem Feuer liegen sah, der barsch zu ihm sagte: »Geh, du hast genug.« Weil die Kohle ebenfalls erloschen war, steckte er die Pfeife wieder ein und ging nach Hause. Als er dort die Pfeife anzünden wollte, fand er Gold darin liegen. Er kehrte schnell zum Krenkelstein zurück. Das Feuer war jedoch spurlos verschwunden; auf dem Rasen aber lagen zwei Goldkörner. Jâsmännchen hatte einen Teil seines Goldes auf der Hûscht am Krenkelsteine verscharrt. Dort brennt es alle sieben Jahre.[318]

Hinter dem Jâshaus zu Dahl, in einer Ecke des Gartens, befand sich eine Stelle, die mit Palmstöcken bepflanzt war. Auch dort hatte Jâsmännchen Geld vergraben. Es liegt sieben Stufen tief in der Erde. Jedes Jahr steigt es eine Stufe höher und nähert sich der Oberwelt, wo es alle sieben Jahre brennt und dann wieder in die Erde zurücksinkt.

Dieser Schatz kann um Mitternacht ausgegraben werden, jedoch darf kein Wort dabei gesprochen werden. Einst versuchten es zwei Männer, ihn zu heben. Sie hatten ihn schon in Händen und wollten ihn eben wegtragen, als ein rotes Mäuschen über das Gold lief. »Ei, sieh da! welch ein rotes Mäuschen!« rief einer der Schatzgräber und gleich entfiel ihm der Schatz und sank wieder in die Tiefe.


Mitteilungen des Pfarrers J. Prott, ergänzt durch

die Mitteilungen der Lehrer Schlösser zu Esch an

der Sauer, Wagener zu Gösdorf, sowie anderer.

1

Nach anderer Erzählung lief die Magd in ihrer Angst zum Hausherrn und erzählte, wie es ihr ergangen. Dieser schickte sie zu Bett und wollte selbst das Feuer anzünden. Jedoch erging es ihm wie der Magd. Als er aber zum drittenmal in den Pesch kam, war das Feuer erloschen. Da es Tag geworden war, fanden die Leute soviel Goldstücke auf dem Herde liegen, als Kohlen hingeschüttet worden.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 317-319.
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