[323] 745. Brennendes Gold bei Boxhorn.

Auf der durch eine talartige Senkung des Waldes sich von Klerf nach Boxhorn hinziehenden Straße war es nicht recht geheuer. So kam auch einst spät in der Nacht ein geistlicher Herr des Weges. Um sich die Langweile zu verkürzen, hätte er wohl ein Pfeifchen rauchen mögen; da sah er etwas abseits vom Weg das Feuer eines Pferdehüters glimmen, und er schritt auf dasselbe zu. »Guter Freund«, sagte er zu dem Burschen, der bei dem Feuer hockte und recht unheimlich aussah, »ist es wohl erlaubt, meine Pfeife mit einer Kohle von euerm Feuer anzuzünden?« – »Nehmt Euch Feuer«, war die barsche Antwort. Der Geistliche ergriff einen Feuerspan und suchte den Tabak anzuzünden, doch vergebens; er versuchte es ein zweites Mal, mit demselben Erfolg. Da fing ihm nichts Gutes zu däuchten an, und er zog seinen gesegneten Rosenkranz aus der Tasche und hielt ihn in das seltsame Feuer. Und alsobald erlosch das Feuer, und die glimmenden Kohlen verwandelten sich[323] in lauter Gold. Der Pferdehüter aber, der kein andrer als der leibhaftige Schwarze selbst war, verschwand mit seinem Rappen. Der erschreckte Herr hütete sich wohl, etwas von dem Gold anzurühren, und zog still mit unangezündeter Pfeife weiter. Am andern Morgen war von dem Gold nichts mehr zu sehen.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 323-324.
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