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Delrio, Disquis. mag. l. III, p. I, quaest. II, p. 359.
In dem westlichen Flandern, nicht weit von Balliolum (Beloeil) wurde ein Dieb aufgefangen, bei dem man den Fuß eines Gehangenen gefunden hat, den er gebrauchte, um die Leute in Schlaf zu bringen.
Einmal sind auch zwei Kerle nach Huy gekommen, haben gethan als wenn sie sehr müde wären, und als sie ihr Abendbrot gegessen, wollten sie nicht in die Schlafkammer,[363] sondern baten den Wirth, an dem Heerd ein Schläfchen halten zu dürfen. Der Magd im Hause gefielen die zwei Gäste aber nicht; die blieb an der Küchenthür stehen und schaute durch eine Ritze, was sie thäten, und sah, daß sie eine Diebshand aus der Tasche nahmen, die Finger davon mit Salben bestrichen und anzündeten, und die brannten alle alsbald, einen einzigen ausgenommen.
Die zwei Gäste hielten den Finger noch einmal ans Feuer, er wollte aber nicht brennen, worob sie sich sehr gewundert und einer gesagt: »Es muß jemand im Haus sein, der noch nicht schläft.« Da hingen sie die Hand mit den vier brennenden Fingern an den Kamin und gingen aus dem Haus, um ihre Gesellen herbeizuholen. Die Magd folgte ihnen aber alsbald und machte die Thüre hinter ihnen zu. Darauf lief sie hinauf, wo der Wirth schlief, damit sie den wecke, hat's aber nicht gekonnt, trotz allem Rütteln und Rufen.
Inzwischen kamen die Diebe wieder und wollten durch ein Fenster ins Haus, aber die Magd warf sie von der Leiter herab. Da versuchten sie es anders und wären auch hereingekommen, wenn es der Magd nicht in Sinn gekommen wäre, daß die Finger vielleicht an dem Schlaf ihres Herrn Schuld sein könnten. Sie ist also schnell in die Küche gelaufen und hat die Finger ausgeblasen, und alsbald ist der Wirth mit den Knechten aufgewacht, sind herbeigeeilt und haben die Spitzbuben weggejagt.