301. Die wunderbaren Rosen.

[381] Thomas Cantipratensis S. 253.


Der Mann der ehrwürdigen Ada von Belomeir war einmal ausgezogen und kam in vielen Tagen nicht wieder. Da trug es sich zu, daß ein Aussätziger müde und ermattet an dem Schlosse Einlaß begehrte und dazu ein[381] weiches Bett, in welchem er ausruhen könnte. Ada aber hatte kein sanfteres Bett, als das ihres Gemahles, und dahinein hieß sie den Aussätzigen legen. Kaum war das geschehen, als ihr Eheherr zurückkehrte und in sein Schlafgemach wollte. Ada erschrak darob, und da glaubte ihr Gemahl, sie habe einen andern darin verborgen. Als er aber die Thüre einrannte und hineintrat, da fand er das ganze Bett mit duftenden Rosen besäet.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 381-382.
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