[422] 347. Robert-Mont.

Mémoires pour servir à l'histoire monastique du pays de Liège par Stéphany, in denen die Legende mit der Ueberschrift: Ci aprez sensiet kimen li abie di Robiemont a kiminci ensi ke ly avons et wardons di nos enceste et ly avons trové en des vieil papi tot kirompou et deschirez. ined. Bovy I, p. 130.


Im Jahre 1082 nach Christi Geburt versammelten sich die Nonnen von Robert-Mont, um zu berathschlagen, wohin sie ihre Kirche bauen wollten. Als sie nicht einig werden konnten, nahm die Aebtissin Ermede Deprez ihr Schlüsselbund und warf dieß in die Luft, indem sie sprach: »Gott möge dich führen! Wohin du fallen wirst, dahin baue ich den Hochaltar unserer Kirche.«

Aber die Schlüssel flogen und flogen immer weiter und nach einem alten Thurme zu, der der Räuberthurm hieß, und an dessen Fuße fanden sie die Nonnen nach[422] langem Suchen und begannen dort ihre Kirche zu bauen. Als man noch mit dem Graben der Fundamente beschäftigt war, bemerkte der Bauherr, daß man kein Wasser habe. Es gab wohl eine Quelle in der Gegend, aber die lag zu weit entfernt und war darum unbenutzbar.

Die Aebtissin mit den Nonnen begannen darum im Walde nach einer andern zu suchen, wurden jedoch bald durch ein Ungethüm erschreckt und liefen davon. Die Maurer, kühner als die frommen Frauen, gingen zu der Stelle, wo die Nonnen das Ungethüm gesehen hatten, und fanden eine große Wölfin, die an einer reich sprudelnden Quelle trank.

So war kein Wassermangel mehr, und darum konnte der Bau rasch gefördert werden, und nicht lange nachher zog die Aebtissin mit ihren Gefährtinnen in ihr neues Kloster ein.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 422-423.
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