Leonard Vair, Trois livres des charmes, sorcelages ou enchantemens. Paris 1583. 8. p. 387.
An der Jacobinerkirche einer Stadt in Burgund siehet man ein Pergament angeschlagen; darauf liest man folgende wahrhaftige Geschichte.
Ein Jäger aus der Stadt jagte im nahen Walde. Da kam plötzlich ein Wolf auf ihn zugesprungen und wollte ihn packen und tödten. Der Jäger wehrte sich[599] aber mannhaft und gab dem Wolfe mehre Stiche in den Bauch, worauf derselbe sich heulend zurückzog und fortlief. Den Spuren des Blutes schritt der Jäger nach und kam aus dem Walde heraus und sah, daß sie vor einer kleinen Hütte aufhörten. Da trat er hinein und fand eine Frau beschäftigt, eine schwere Seitenwunde ihres Mannes zu verbinden; und die Wunde war gerade da, wo der Jäger den Wolf gestochen hatte, so daß der Waidmann erkannte, der Mensch sei ein Wärwolf.
Er ging somit alsbald zu dem Bürgermeister und zeigte dem die Sache an, und der Mann wurde eingezogen und bekannte unter der Folter, daß er sich vermittelst einer Salbe, mit der er sich bestrichen, oftmals zum Wolfe gemacht hätte. Hat auch seine verdiente Strafe bekommen.