Der Tartarenberg bei Lick.

[136] Als die Tartaren in Preußen einfielen (1656, 1657) und das Land weithin plündernd, mordend und brennend durchzogen, schonten sie doch der[136] kräftigsten Männer, die ihnen in die Hände fielen, um sie mit sich in die Gefangenschaft zu schleppen. Nach der Eroberung von Lick wurde eine Schaar gefangener Männer gebunden fortgeführt nach dem nächsten Walde, wo die Tartaren auf einem Berge Rast zu halten und zu nächtigen gedachten. Zuvor aber veranstalteten sie ein Zechgelage und sprachen dem erbeuteten Getränke eifrig zu, bis sie berauscht und erschöpft zu Boden sanken und in tiefen Schlaf verfielen. Diesen Augenblick benutzten die treuen Frauen der Gefangenen, schlichen durch das Gebüsch heran, zerschnitten ihren Männern die Bande und befreiten sie so aus ihrer preßhaften Lage. Die aber tödteten die berauschten Tartaren mit ihren eigenen Schwertern und kehrten mit ihren Frauen von dem Tartarenberge nach Lick zurück.31

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Diese Sage ist in Versen erzählet im Licker Unterhaltungsblatt, 1841, No. 20.

Quelle:
Toeppen, M.: Aberglauben aus Masuren, mit einem Anhange, enthaltend: Masurische Sagen und Mährchen. Danzig: Th. Bertling, 1867, S. 136-137.
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