Einleitung

Das große Reich an der Schwelle Asiens ist bis auf den heutigen Tag für den Bewohner der westlichen Hälfte Europas von einem Nebel des Geheimnisvollen, hier leichter, dort tiefer, verschleiert. Die Geschichte nennt die Ursachen dieser Erscheinung, und aus den Werken der Dichter Rußlands klingen sie dem Feinhörigen in einer Welt von Tönen ans Ohr. Doch nicht nur in den Schilderungen Turgénjews, Tolstójs, Dostojéwskijs, sondern auch in der alten Volkspoesie der Russen, vor allem in den Heldenliedern, flutet die Woge des Seltsamen, Fernen. Hier spürt man die Weite der unermeßlichen Ebene zwischen den vier Meeren und lernt ein Volk kennen, in dessen Gemüt Naivität und Tiefsinn dicht beieinanderliegen. Bunteste Phantastik, die an den Orient gemahnt, steigt hier empor, und übermenschliche Recken, die in ihren Charakteren die Ideale des Volkes verkörpern, vollbringen unerhört kühne Taten und begeistern, durch den Mund der Sänger immer wieder neu belebt, noch jetzt die Herzen andächtig lauschender Hörer.

Neben dem Heldenliede, russisch volkstümlich stárina oder stariná, d.h. Altertum, sonst auch bylína genannt, spielt in den Vorträgen der dörflichen Erzähler das Märchen skázka, d.i. erfundene Erzählung, die wichtigste Rolle. Im Gegensatz zum Heldenliede, dessen Tradition sich nur noch in den nördlichsten Gouvernements lebendig erhalten hat, erfreut das Märchen überall im weiten Reiche sowohl Kinder wie Erwachsene, Frauen wie Männer und blüht noch heute kaum weniger frisch als vor Hunderten von Jahren. Auch von diesem Produkt der Volkspoesie geht ein starker Zauber des Geheimnisvollen aus, und um ihn ganz erfassen und würdigen zu können, mag es angebracht sein, zunächst einen raschen Blick auf die Überlieferung des russischen Märchens zu werfen.

[5] In Rußland beginnt die Geschichte des Märchens nicht mit seinen Stoffen, sondern mit seinen Verbreitern, den Erzählern. Schon im 11. Jahrhundert erging ein Verbot der Kirche, »Fabeln zu erzählen«, das häufig wiederholt wurde, freilich ohne den gewünschten Erfolg zu erzielen, denn die Leidenschaft für Märchen ist stets zu groß gewesen, um sie ausrotten zu können. So wird z.B. aus dem 12. Jahrhundert von einem reichen Manne berichtet, der sich vor dem Einschlafen von seinen Dienern die Fußsohlen kitzeln und dazu »Fabeln« erzählen ließ. – Der Ausdruck bássnja oder bassnj, worunter man heute die Fabel versteht, ist hierbei dem jüngeren skázka sicherlich gleichzusetzen, denn noch bis in die Gegenwart hat sich in Südrußland jene Bezeichnung im Sinne des alten Sprachgebrauchs erhalten und bedeutet hier »das Märchen«.

Man hat allen Grund, der Meinung beizustimmen, die dahin geht, daß es die mittelalterlichen Spielleute – skomoróchi – waren, die neben ihrer sonstigen Tätigkeit als Musikanten, Sänger und Spaßmacher auch die Pflege des Märchens in Händen hatten. Gelegentliche Anspielungen junger Märchentexte auf wackere Burschen, derer man beim Gelage nicht vergessen solle, ferner die häufige Erwähnung des Saitenspiels und des Märchenerzählens selbst, vor allem aber die ungemein geschlossene Darstellung, die typische Ausmalung bestimmter, spezifisch russischer Bilder und Situationen, die formelhafte, oft gereimte oder assonierende – Sprache, die ständig wiederkehrenden Schlußverse – alles deutet darauf hin, daß es ein berufsmäßiger Stand von Erzählern war, der die Märchen in eine Form goß, die im wesentlichen die gleiche geblieben ist bis auf den heutigen Tag. Liegt doch selbst zu unserer Zeit die Pflege des Märchens in der Regel nicht in den Händen beliebiger Bauern oder Bäuerinnen, die zufällig über ein bescheidenes Repertoire [6] verfügen, sondern besonders begabte Persönlichkeiten, die mehr oder weniger den sogenannten »Zeremonial-Stil« beherrschen, d.h. die formelhaften Wendungen kennen, unterhalten die Dorfgenossen in arbeitsfreien Stunden mit ihrem Schatz an gut erzählten Märchen. Häufig sind es Personen, die weit im Lande herumkommen, wie die wandernden Handwerker und Bettler; im Norden, am Ufer des Weißen Meeres, vielfach auch Fischer und Seeleute. Erstaunlich groß ist mitunter das Repertoire der einzelnen Erzähler. Ein Sammler, der in den siebziger Jahren im Gouvernement Samára Märchen aufzeichnete, hörte von einem einzigen Bauern 72 Märchen verschiedensten Inhalts. Unsere Nr. 34 bis 36 verdanken wir dem seltenen Gedächtnis jenes Mannes.

Leider kennen wir die Stoffe der mittelalterlichen Spielleute im einzelnen nicht, denn die ältesten Märchentexte gehen nicht über das 17. Jahrhundert hinaus. Vieles spricht dafür, daß die Spielleute komische Stoffe bevorzugten und wohl auch Tiergeschichten kannten, doch setzt der nicht seltene Hinweis, daß die Märchen auch zum Einschläfern dienen mußten, Erzählungen voraus, die novellenartig ausgesponnen waren und vielleicht den längeren Geschichten aus Tausendundeinernacht ähnelten, die ja eigentlich den gleichen Zweck verfolgten und diesen in ihrer Komposition zum Teil sehr deutlich verraten.

Erst im 18. Jahrhundert werden die Aufzeichnungen häufiger, doch sind die Erzählungen nicht im schlichten volkstümlichen Stile wiedergegeben, sondern tragen deutliche Spuren der Bearbeitung. Um die Mitte des Jahrhunderts beginnen die ersten mit Illustrationen versehenen Flugblattdrucke roh in Holz geschnitten zu erscheinen; sie dringen ins Volk und bereichern dessen Märchenschatz mit manchen neuen Stücken. Bald danach werden die ersten Sammlungen[7] in Buchform gedruckt und von hoch und niedrig gern gelesen.

Endlich erscheint in Púschkin ein Dichter, der zuerst im Geiste der Romantik, dann aber immer volkstümlicher, schlichter und wahrer Märchen in gebundener Form wiedererzählt und dadurch in weitesten Kreisen das Interesse für nationale Poesie erweckt. Den Höhepunkt seines Schaffens auf diesem Gebiet erreicht er im Jahre 1833, in dem das Märchen vom Fischer und Fischlein entstand, dessen Stoff auch unser 38. Stück, nur in anderer Weise, erzählt. Der erste russische Forscher jedoch, der eine wissenschaftlich brauchbare Sammlung von Volksmärchen herausgab, erschien erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts, vierzig Jahre etwa, nachdem die Brüder Grimm ihre deutschen Sammlungen hatten erscheinen lassen. – Alexánder Nikolájewitsch Afanássjew, den man den russischen Wilhelm Grimm nennen darf, veröffentlichte mit Unterstützung einer gelehrten Gesellschaft in den Jahren 1855–1857 die ersten drei Bändchen seiner Volksmärchen, denen später noch weitere fünf folgten. Zum erstenmal erschienen hier nach dem Volksmunde aufgezeichnete Erzählungen, freilich nicht ganz unveränderte, sondern, wie bei den Brüdern Grimm, leicht überarbeitete und zum Teil aus den jeweils besten Varianten zusammengestellte Texte. Afanássjews bahnbrechende Leistung spornte aber zu weiterer Sammlertätigkeit an, die bis in unsere Zeit hinein reichste Ausbeute aus allen Teilen des großen Reichs zutage förderte.

Die landschaftlichen Verschiedenheiten sind, ähnlich wie bei den Märchen aus Deutschlands verschiedensten Gauen, im Stofflichen nicht sehr stark. Immerhin läßt es sich erkennen, daß der Großrusse der zentralen und nördlichen Gouvernements die heroischeren, phantasiereicheren Stoffe bevorzugt, der Ukrainer und Weißrusse mehr zu ruhigerer Handlung[8] neigt, die oft schwankhafte und legendarische Elemente in sich schließt. Hand in Hand damit geht die verschiedene Behandlung des äußeren Stils: im Südwesten und Westen des Reichs kleiden die Erzähler ihre Märchen viel seltener in das streng formelhafte Gewand, als die Großrussen es tun; ihre Sprache ist vielmehr die gleichmäßig alltägliche, unrhythmische und besitzt nicht den aus den Heldenliedern übernommenen Schatz an pathetischen Wendungen.

Um diese Unterschiede deutlicher hervortreten zu lassen, sind die hier übersetzten Märchen nach den Orten ihrer Aufzeichnung geordnet, doch wurde einigen wenigen Stücken der Platz außer der Reihe neben ihren Varianten eingeräumt. Den Anfang macht der Südwesten, das Land der Ukrainer, zu beiden Seiten des unteren Dnjepr (1–8, 10–13). Es folgen ein paar Märchen der Weißrussen (9, 14–19) aus den Gouvernements Minsk, Smolénsk und Mohiléw; mehr von ihnen zu bringen, verbot leider der beschränkte Raum. Aus Großrußland liefern zunächst die zentralen, dann die nördlichsten Gouvernements ihre Beiträge; den Beschluß machen Aufzeichnungen aus drei sibirischen Gebieten, wo großrussische Bauern schon seit langem heimisch sind und in ihren Überlieferungen viel Altertümliches bewahrt haben.

Die vorliegende Übersetzung ist zwar nicht die erste ihrer Art, denn schon Jakob Grimm schrieb das Vorwort zu einer Übertragung, die im Jahre 1831 erschien, und dieser Arbeit sind noch mehrere andere in deutscher, englischer und französischer Sprache gefolgt. Allein sie sind einem weiteren Leserkreis kaum bekannt geworden und erfreuen sich selbst bei den Fachgelehrten nicht in dem Maße der Beachtung, die der Stoff eigentlich fordern darf. Freilich tragen zum Teil die großen Mängel daran die Schuld, die einige dieser Übersetzungen aufweisen.

[9] Unsere Sammlung versucht neue Wege zu beschreiten, um dem Leser, der nicht aus den Quellen zu schöpfen vermag, die Kenntnis des russischen Märchens zu vermitteln. Einmal erstreckt sich die Auswahl über einen Zeitraum von mehr als zweihundert Jahren bis hinauf in die jüngste Vergangenheit und berücksichtigt fast alle Teile des weiten Reichs. Ferner ist die Sammlung so gewählt, daß alle wichtigeren Stoffe in wenigstens einem Beispiel vertreten sind. Nur von den hochinteressanten und infolge neuester wissenschaftlicher Untersuchungen gerade jetzt viel besprochenen Brünhildmärchen (19–22), über die unten Näheres gesagt ist, sind vier Varianten aufgenommen worden. Eine Monotonie ist dadurch jedoch nicht herbeigeführt, denn in jedem dieser Märchen wird die Brünhild-Episode von einem eigenartigen Rahmen umschlossen.

Das Hauptgewicht wurde auf die Wunder- und Zaubererzählungen, als die Märchen im eigentlichen Sinne, gelegt, weil sich hier die Erzählkunst am ausgebildetsten zeigt, die Phantasie ihren Gipfel erreicht, und die Stimmungswelt eine ganz besonders kräftige eigene Note hat. Schwankmärchen wurden jedoch nicht völlig ausgeschlossen, sondern in einigen charakteristischen Beispielen aus verschiedenen Gegenden aufgenommen.

Hingewiesen sei noch darauf, daß die russischen Sammlungen der jüngsten Vergangenheit dank den erleichterten Zensurbedingungen nicht selten Aufzeichnungen von derb sexueller Haltung gebracht haben. Solche Stücke sind hier nicht absichtlich übergangen worden, sondern nur deshalb fortgeblieben, weil die Neigung zu drastischer Schilderung fast immer dem ursprünglichen Gefüge des Märchens schadet. Diese Fassungen sind daher meist unvollständig oder verderbt und haben deswegen nur einen bedingten Wert für die Forschung. Gelegentliche derbe Ausdrücke sind jedoch in [10] unseren Stücken nicht etwa gemildert und gefälscht; beim Vorlesen können sie aber leicht fortgelassen werden.

Von der Übersetzung ist ferner zu sagen, daß sie größte Treue mit guter Lesbarkeit zu vereinigen bestrebt war. Es galt den oftmals nur zarten Hauch der Eigenart nicht abzustreifen, Fremdartiges in seinem ihm eigentümlichen Sinne wirken zu lassen und doch verständlich zu bleiben und für wörtlich Unübersetzbares einen Ausdruck zu finden, der dem Stile des russischen Märchens entsprechen, dem Ohre des deutschen Hörers jedoch nicht anstößig klingen sollte. Wer die Sprache der russischen Märchen kennt, wird zugeben müssen, daß diese Aufgabe mit einigen Schwierigkeiten verbunden ist. Der Übersetzer selber weiß nur zu gut, daß ihm häufig der rechte Ausdruck für das intuitiv wohl Erfaßte gemangelt hat. Doch dürfen ihm nicht alle Unebenheiten zur Last gelegt werden, denn er vermied es, dort zu glätten und zu feilen, wo die getreue Aufzeichnung den knorrigen, ungelenken Satzbau des bäuerlichen Erzählers festgehalten hatte. Die russischen Märchen wollen eben nicht nur als künstlerische Gebilde der Volksphantasie verstanden werden, denn sie sind es besonders in ihrem äußeren Gewande, der Sprache, und in der Komposition durchaus nicht immer, sondern sie müssen auch als einfache, naive, oft unbehilfliche Äußerungen bäuerlichen Unterhaltungsbedürfnisses gewertet werden. Ihre Sprache ist oft genug stockend, und breite Wiederholungen, ja sogar aus dem Stil fallende Wendungen und moderne Bezeichnungen fehlen nicht. Dazwischen jedoch überraschen wiederum auch schöne, klangvolle Formeln, alte Sprichwörter mengen sich ein, und eine klare, bilderreiche, urwüchsige Ausdrucksweise, vereint mit lebendiger, spannender Handlung, die sich im Gegensatz zu den deutschen Märchen sehr häufig in Dialogen fortsetzt, geben ein abgerundetes, kunstvolles Bild.

[11] Lehrreich ist eine Stilvergleichung zwischen den mündlichen Erzählungen und den aus gedruckter Überlieferung entnommenen Stücken. In diesen ist der Stil recht hölzern, und der Faden der Erzählung wickelt sich streckenweise nur langsam ab, vor allem aber ist die Sprache eine ganz andere und kommt einem trockenen Papierrussisch nahe. Volkstümliche, traditionelle Wendungen finden sich freilich selbst hier, allein es fehlt ihnen an Frische, und auch sie wirken in dieser Umgebung wie »gedruckt«. Es darf eben nicht außer acht gelassen werden, daß unsere Märchen laut gesprochene Vortragsstücke sind1 und von Gesten und Mienenspiel ein wenig unterstützt werden sollten, also auch in ihrer Wiedergabe des dramatischen Elements nicht ganz entbehren dürfen. Manches, was dem Auge des Lesers verborgen bleibt, würde dem gespannt Zuhörenden nicht entgehen.

Es bleibt nun noch ein Wort der Erläuterung über die Stoffe des russischen Märchens und unserer ausgewählten Stücke zu sagen.

Die nahen Berührungen mit deutschen Märchen, etwa der Sammlung der Brüder Grimm, fallen dem Leser wohl zuerst ins Auge. Es sind die bekannten, fast in allen Ländern der alten Welt verbreiteten Erzählungen von singenden Knochen, von den Menschen mit den wunderbaren Fähigkeiten, vom Zauberlehrling und vom Däumling, von den Zwillingsbrüdern und von Schneewittchen, von der Schwanenjungfrau und vom Tischleindeckdich und viele andere.[12] Neben diesen allenthalben wiederkehrenden Wanderstoffen, die wir zu einem großen Teil aus orientalischen Vorbildern ableiten müssen, kennt der Russe auch einige Märchen, die nur ihm eigentümlich sind und ein rein nationales Gepräge tragen. Hierher gehören vor allem die Märchen, die mit den epischen Heldenliedern in naher stofflicher Verwandtschaft stehen und häufig nichts weiter sind als Wiedergaben dieser Lieder in Prosaform. Wegen Raummangels konnte hier leider kein vollgültiges Beispiel dieser recht interessanten Gruppe aufgenommen werden. Nur im Eingang des Nr. 39 finden wir als Nebenpersonen ein paar Gestalten aus dem Kijewer Zyklus der epischen Lieder, und im Schwankmärchen Nr. 27 werden zwei der alten Helden parodiert. – Freie Anlehnung an das Lied zeigt 22 in seinen prachtvollen Kampfesschilderungen, zu denen man außerhalb der Grenzen des russischen Reichs vergeblich ein Gegenstück suchen würde.

Auch das Hexenabenteuer des kecken kleinen Burschen darf in der Form, wie unser 7. Märchen es schildert, als gut russisch gelten, denn im übrigen Europa scheint nur der Typus »Hänsel und Gretel« (Grimm Nr. 15) verbreitet zu sein, der ein ganz anderes Bild von der Hauptperson zeichnet.

Überhaupt finden sich unter den auftretenden Personen einige, die vorzugsweise in russischen Märchen begegnen: so die groteske Bába-Jagá oder Bába-Igá (5, 18, 23 u.a.), Koschtschéj, der Riese ohne Seele (29), der Wasser-Zar (45), die Söhne tierischer Abkunft (22, 37), die Heiligen und andere mehr.

Spezifisch russisch ist natürlich auch die Beschreibung ruhender Situationen, die Milieuschilderung, besonders in den Eingängen der Märchen; die Stücke 10, 16, 38, 48, 49, 50, 52 z.B. geben davon einen guten Begriff.

Wie jedoch schon angedeutet wurde, sind die meisten Stoffe nicht autochthon, sondern gehören zu den überall verbreiteten [13] Wanderstoffen, deren Urheimat wir zu einem großen Teil noch nicht kennen. Vieles kam auf dem Wege über das alte Byzanz nach Rußland, vor allem Märchen mit legendenhaftem Hintergrund, vieles kam auch aus Asien, besonders in der Zeit der Tatarenherrschaft.

Ungelöst ist heute noch die Frage, wieviel das russische Märchen dem germanischen Westen verdankt, ob nicht vielleicht die Gestalten des Bärenhäuters (28), der Pferdehüterin (25), der kampfesfrohen Jungfrau (19–22), Schneewittchens (23), des erschlagenen Sohnes (3) u.a. aus der germanischen Welt eingedrungen sind. Die Forschung steht hier noch in ihren ersten Anfängen, und es bedarf daher eingehender, für einzelne Stoffe wiederholter Untersuchungen, um diese Frage zu lösen.

Da unsere Erzählungen nach geographischen Gesichtspunkten angeordnet werden sollten, mußte darauf Verzicht geleistet werden, die innere Entwicklung des russischen Märchens zu zeigen. Nicht zufällig jedoch stehen trotzdem ein paar sehr alte Märchen an der Spitze. Das erste hat sein Gegenstück im »Totenhemdchen« der Brüder Grimm (Nr. 109); es steht der Sage in Form und Inhalt noch weit näher als dem Märchen und ruht auf der uralten Vorstellung von der Wiederkehr der Toten. Primitiv ist auch das Mittel, durch das die Mutter die Verfolgung aufzuhalten weiß; vielleicht schimmert hier noch die Vorstellung durch, daß körperliche Nacktheit Geistern gegenüber Schutz gewährt. – Die beiden folgenden Stücke variieren den Glauben an das Fortleben der menschlichen Seele; sie berühren sich selbst in den eingestreuten Versen auf das engste mit Grimms Märchen von dem singenden Knochen (Nr. 28) und von dem Machandelboom (Nr. 47).

Sieben hilfreiche Diener hat der Held unseres 4. Märchens, bei Grimm (Nr. 71, 134) sind es sechs, aber auch hier gehen [14] die Übereinstimmungen bis in manches kleine Detail. – Ebenso kennen wir das Thema von der verwandelten Froschprinzessin (5) aus dem Grimmschen »Die drei Federn« (Nr. 63) und den Zauberlehrling des Waldkönigs (6) aus dem »Gaudeif un sien Meester« (Nr. 68).

Vom 7. Märchen war oben schon die Rede. Interessant sind seine Verseinlagen, vor allem beim Anrufen der Vögel, worin sich eine primitive, dem Märchenhelden noch ganz vertraute Naturnähe spiegelt. – Unser 8. Stück ist die eigenartige Umbildung eines italienischen Märchens, das in Giambattista Basiles Pentamerone (1637) zum erstenmal gedruckt erscheint. Ein Beispiel ist es unter vielen für die starken Einflüsse der italienischen Novellen- und Märchenbücher auf die russische volkstümliche Literatur. – Das 9. Stück beginnt mit dem Thema von »Allerleihrauh« (Grimm Nr. 65), setzt sich auf eigene, etwas unbeholfene Weise fort und schließt mit dem Pantoffelmotiv, bekannt aus »Aschenputtel« (Grimm Nr. 21). – 10 beruht auf dem Glauben, daß der Teufel, wie alle bösen Geister, nur bis Sonnenaufgang Gewalt über den Menschen hat. Es gilt also, ihn hinzuhalten und mit Aufgaben zu beschäftigen; der überlegenden, bescheidenen Schwester gelingt dies, die habgierige muß ihre Torheit büßen. – 11 ist ein Schicksalsmärchen von legendenhafter Haltung. Das Motiv der drei Sessel des Glücks ist uns anderweitig noch nicht begegnet.

Die Geschichte vom blutdürstigen Blaubart erzählt unsere Nr. 12. Hier wie so oft ist es der Drache, russisch zmej, der die Rolle des Widerspielers übernimmt. – Mit 13 stimmt das Märchen überein, das im 5. Bande dieser Sammlung: »Deutsche Märchen seit Grimm« unter dem Titel »Der Däumling und der Menschenfresser« mitgeteilt ist. Der Mittwoch und Freitag in 13 sind die häufig vorkommenden [15] Personifikationen der zwei griechisch-katholischen Fasttage. Durch welche Ideenverbindung aber der Mittwoch an die Stelle des üblichen Menschenfressers im Märchen gelangte, ist noch nicht geklärt worden. – 14 gehört zu den weitverbreiteten Däumlingsmärchen, von denen sich auch bei Grimm zwei Proben finden (Nr. 37, 45).

In humorvoller Weise erzählt 15 das berühmte, schon in alten italienischen Sammlungen vertretene Märchen vom gestiefelten Kater; es erfreut sich bei den Russen einer großen Beliebtheit. – Eigenartig ist der Eingang zu 16, das Hauptthema aber findet sich auch bei Grimm (Nr. 122). – Fein pointiert und mit kecker Laune erfüllt ist unser 17. Stück, ein Lügenmärchen gewiß sehr alter Tradition. Auch bei Grimm liest man es ähnlich (Nr. 112), doch ist unseres weit lebendiger und übermütiger erzählt. – 18 ist eine Variante des uralten Brüdermärchens, das die Brüder Grimm als ihr 60. Stück aufnahmen. Die Vorliebe des Russen für die formelhafte Zahl von drei Brüdern bringt hier etwas störende und überflüssige Wiederholungen mit sich. Interessant ist aber die Art der Verzauberung durch die Hexe: sie verbrennt einen Teil des Ganzen, ein Haar des Helden und seiner Tiere, und verwandelt sie dadurch. Ein sehr alter, primitiver Glaube liegt diesem Zauber zugrunde; er ist bei zahlreichen Naturvölkern noch heute lebendig.

Die Märchen 19–22 schließen sich durch ein gemeinsames Thema zu einer Gruppe zusammen: es ist die »Überwindung der starken Jungfrau und ihre Zähmung in der Brautnacht«. Dem Leser ist das Thema aus der Werbung Gunthers um Brünhild im mittelhochdeutschen Nibelungenliede bekannt, und er wird erstaunt sein über die vielfältigen nahen Übereinstimmungen zwischen der deutschen Heldensage und dem russischen Märchen. Man hat denn auch den [16] Nachweis zu führen gesucht, daß die Sage auf dem Märchen beruhe, aus ihm den Stoff entlehnt habe. Allein dieses Ergebnis kann noch nicht als gesichert gelten, denn es fehlt vor allem an einer Untersuchung über die Stellung der Märchengruppe innerhalb der eigenen russischen Überlieferung und ihre Berührungen mit verwandten Gruppen, vor allem der vom dankbaren Toten (vgl. 48, 55). Der Übersetzer hofft bald in der Lage zu sein, diese zur Klärung der Frage notwendige Vorarbeit leisten zu können.

Den Brünhildmärchen folgt die allbeliebte Erzählung von der Stiefmutter, die die Schönste sein wollte im ganzen Lande und aus diesem Grunde ihre Stieftochter zu töten gedachte (23). Oletschka heißt die Heldin bei uns, Schneewittchen bei den Brüdern Grimm (Nr. 53).

Von ungetreuen Dienern berichten die beiden nächsten Märchen. Das erste (24) ist z.T. verwandt mit der Geschichte vom Eisenhans (Grimm Nr. 136), doch fehlt hier die Gestalt des betrügerischen Dieners; die zweite (25) ist eine freilich nur blasse Variante zum schönen Märchen von der Gänsemagd (Grimm Nr. 89), das in Rußland nur wenig verbreitet zu sein scheint. Eigenartig sind jedoch die Warnungen des Hündchens, aus anderen Fassungen kennen wir sie nicht. – Ein gut erzähltes Märchen ist 26; die gleichnamige Variante bei Grimm (Nr. 31) stimmt mit ihm in vielen Punkten überein. – Auf das 27. parodierende Märchen wurde schon hingewiesen. Hier treten die stolzen Helden der alten epischen Lieder, Iljá Múrometz und Aljóscha Popówitsch, als Nebenpersonen in recht kläglicher Rolle auf und dienen dem Maulhelden zur Folie. Der Rahmen des Märchens ist dem Leser aus Grimms »Tapferem Schneiderlein« bekannt (Nr. 20).

In 28 ist das beliebte Thema vom Bärenhäuter behandelt (Grimm Nr. 100, 101); in 29 finden wir den Riesen [17] ohne Seele und den treuen Johannes (vgl. Grimm Nr. 197 und 6); im Eingang klingt auch noch das Märchen vom dankbaren Toten, hier Schuldner, an. – Die beiden folgenden Stücke (30, 31) finden sich bei den Brüdern Grimm nicht, sie sind jedoch vielfach in Europa verbreitet. – Vertrauter muten 32–34 an: es sind die Märchen von der Schwanenjungfrau, vom Tischleindeckdich und vom Brüderchen und Schwesterchen (Grimm Nr. 193, 36, 11). Freilich, die Einkleidung und manches Beiwerk dieser Märchen würde man in den deutschen Erzählungen vergeblich suchen. – Auf legendenhaften Hintergrund baut sich das Märchen von Márko dem Reichen auf (35). Der Leser wird sich an Schillers Gedicht »Der Gang nach dem Eisenhammer« und an das 29. Grimmsche Märchen erinnert fühlen, aber wiederum das echt russische Milieu nicht verkennen. – 36 variiert das Thema von den zertanzten Schuhen (Grimm Nr. 133). – 37 ist ein Schwankmärchen mit vielen lustigen Pointen und gleicht in manchen Zügen dem 183. Stück bei Grimm. – 38 erzählt von menschlicher Machtsucht und Überhebung und der Strafe, die den Nimmersatten trifft. »Von dem Fischer un syner Fru« heißt die entsprechende Variante bei den Brüdern Grimm (Nr. 19). Der Schluß des russischen Märchens gibt eine Deutung der Entstehung der Bären, die in Rußland noch vielfach, auch in anderem Zusammenhang, erzählt wird.

In klangvoller, rhythmischer Prosa, die in den Reden fast nie, in der Schilderung nur zuweilen aussetzt, erzählt unser 39. Stück von den kühnen Taten des jungen Baldák. Es ist die Sprache der Heldenlieder, die auf den Inhalt fein abgestimmt ist, denn auch der Rahmen des Märchens und die Nebenfiguren der Eingangsepisode (der Zar, eigentlich Fürst Wladímir, und Iljá Múrometz) sind den alten Bylinen entnommen. Die Haupthandlung jedoch stimmt einerseits sehr [18] merkwürdig mit den Taten Hüons, des altfranzösischen Ritters, überein, geht andrerseits aber auch auf eine sehr verbreitete Salomosage zurück, die in russischen Handschriften des 17. und 18. Jahrhunderts vorliegt. Leider kennen wir nur diese eine, auffallenderweise im Gouvernement Nówgorod gefundene Fassung, die einer sorgfältigen Untersuchung wohl wert ist. Der beschränkte Raum verbietet leider, an dieser Stelle auf manche sehr interessante Einzelheiten näher einzugehen.

Das 40. Märchen setzt sich aus zwei Teilen zusammen: im ersten hören wir von der Gevatterin Tod (vgl. Grimm Nr. 42, 44), im zweiten gelangen wir mit dem Soldaten, wie der Bruder Lustig und der Spielhansl (Grimm Nr. 81, 82), in die Hölle und in den Himmel. – 41 baut sich auf dem Motiv der Schwängerung einer Schlafenden auf, das oft und bis in die jüngste Zeit hinein literarisch verwertet worden ist. In den Anmerkungen zu ihrem 111. Märchen teilen die Brüder Grimm deutsche Varianten hierzu mit. – Zu einer heimlichen Eheschließung kommt es in der 42., ursprünglich indischen Erzählung, in der ein modern anmutender Flugapparat eine wichtige Rolle spielt. In den »Märchen seit Grimm«, S. 281, ist eine Variante aus Oldenburg mitgeteilt. – 43 kennen wir aus Grimms »Meerhäschen« (Nr. 191); 44 erinnert an den Eingang des Märchens »Vom klugen Schneiderlein« (Nr. 114); auch unser 47. Stück gehört hierher.

45 ist ein recht altes Märchen, das schon einem lateinischen romanhaften Gedicht des 11. Jahrhunderts, dem »Ruodlieb«, zugrunde liegt. – Bekannter als dieses Märchen ist 46, die hübsche Erzählung von der klugen Bauerntochter (Grimm Nr. 94), die auf alles eine Antwort bereit hat und sich auch leicht auf eine wohlgemeinte List zu besinnen weiß, um das Glück ihrer Ehe zu retten. – 48 ist mit dem verbreiteten Märchen [19] vom dankbaren Toten identisch, nur tritt bezeichnenderweise einer der verehrtesten russischen Heiligen an die Stelle des Toten. – 49 ist eine Variante des alten Diebsmärchens »Der Schatz des Rampsinit«, das schon Herodot erzählt; nahe berührt sich mit ihr die Erzählung aus Pommern in den »Märchen seit Grimm«, S. 216, und auch hier tritt der russische Kaiser, wenn auch nicht in der Rolle des Diebes, auf. – Gut russisch scheint dagegen unser 50. Stück in den Hauptmotiven zu sein, der Fahrt auf dem Sonnenwagen und der Bestrafung der Sonne und des heiligen Georgs. Dieser Heilige gilt seit alters her als der Schutzpatron der Herden und als Herr der Wölfe, für deren Taten er also verantwortlich ist. Der Zug, daß die Sonne sich in ein schönes Menschenkind vergafft, findet sich auch in einem aus dem Walachischen stammenden Märchen der Siebenbürger Sachsen (s. Zaunert, Märchen seit Grimm, S. 143). – 51 und 52 sind Varianten zum Marienkind (Grimm Nr. 3); besonders eigenartig ist die zweite, doch wissen wir leider nicht, wo sie aufgezeichnet wurde.

Die Proben von den Märchen aus handschriftlicher und gedruckter Überlieferung verdienen besondere Aufmerksamkeit. Das erste von ihnen (53) beginnt fast sagenhaft mit politischen und kriegerischen Ereignissen und nennt bestimmte Personen, schwenkt dann aber um so entschiedener in die Stimmungswelt des Märchens ein. Motive aus dem Grindkopfmärchen klingen an, gegen Ende aber lesen wir von den sehr merkwürdigen Wanderungen der Seele, die sich ganz ähnlich schon in dem ältesten aller uns bekannten Märchen, der ägyptischen Erzählung von den zwei Brüdern, finden. Bedauerlicherweise kennen wir die Quellen nicht, aus der unsere Fassung schöpfte. Lebendige Volksüberlieferung dürfte es nicht gewesen sein, sondern man wird literarische Vorbilder annehmen müssen; dafür sprechen auch die zahlreichen,[20] z.T. sehr ungewöhnlichen Personennamen und der sagenhafte Hintergrund.

54 ist eigentlich eine Anekdote, kein Märchen. Sie erfreut sich aber eines hohen Alters und ist wahrscheinlich schon im 15. Jahrhundert in Rußland bekannt gewesen; sie spielte vielleicht auf einen damals herrschenden Großfürsten mit Namen Dmitrij Schemjáka an. Es gibt buddhistische Legenden und indische Erzählungen, die ihr nahestehn, und es ist wahrscheinlich, daß sie ihre Quellen waren, doch trägt erst die russische Fassung das stark satirische Element in die Fabel hinein.

Den Beschluß unserer Sammlung macht ein in Kupfer gestochenes und mit zwölf Illustrationen versehenes Flugblattmärchen aus dem Jahre 1786. »Der dankbare Tote« ist hier wie in 48 das Thema. – Für dieses Märchen wird eine deutsche Quelle vermutet, und diese Annahme stützt sich darauf, daß der Name Trúda aus Gertrud verstümmelt sein solle. Diese an sich vielleicht richtige Behauptung dürfte jedoch für die Bestimmung der Herkunft des Märchens noch nicht beweiskräftig genug sein, denn der Name Trúda könnte auch unabhängig von der Vorlage in das Märchen gedrungen sein. Wichtiger als diese Streitfrage ist für uns die sehr auffallende Berührung mit den Märchen von der Zähmung der Widerspenstigen in der Brautnacht, dem Thema aus der Brünhildsage. Um diese Verwandtschaft, auf die oben schon hingewiesen wurde, in ein helleres Licht zu stellen, wurde das Märchen aufgenommen, und es steht zu hoffen, daß es als ein interessanter und wichtiger Beitrag zur Geschichte der Brünhildsage zu werten sein wird.

Wir sind am Ende unserer Wanderung durch die russische Märchenwelt, von der freilich nur ein kleiner Ausschnitt gezeigt werden konnte. Und doch wird der Leser einen Begriff davon gewonnen haben, wie reich das Repertoire der Erzähler [21] ist, wie plastisch, durch Ernst und Humor vertieft und wie eigen stilisiert ihre Schilderungen sind. Er wird – so hofft der Übersetzer – in seinem Interesse auch dort nicht erlahmen, wo eine naive Erzählkunst mit unbeholfenen Mitteln arbeitet, geben doch gerade solche Märchen eine reinere Spiegelung der bäuerlichen Psyche als die von Aufzeichnern oder Herausgebern überarbeiteten und geglätteten Erzählungen.

Unser Märchenband will sein Teil dazu beitragen, den Nebel des Geheimnisvollen zu lichten, von dem eingangs die Rede war, denn trotz aller Wunder, alles Zaubers und aller phantastischen Träume ist auch das russische Märchen ein Erzeugnis des wachen, wirklichen, nur fremdartigen Lebens.

Zum Schluß erfüllt der Übersetzer eine angenehme Pflicht und dankt dem Herausgeber dieser Sammlung, Professor Friedrich v. der Leyen, herzlichst für manche Hinweise und seine Hilfe bei der Korrektur.

A. von Löwis of Menar


Fußnoten

1 Um beim Vorlesen die rechte klangliche und rhythmische Wirkung zu erzielen, ist es erforderlich, die russischen Eigennamen mit ihrem ganz unregelmäßigen Akzent richtig zu betonen. Man lese daher: Bába-Jagá, Iwán, Iwás, Iwánko, Iwánywitsch, Wanjúschka, Nikíta Koltóma, Óletschka, Nikanór, Fomá Berénnikow, Iljá Múrometz, Aljóscha Popówitsch, Koschtschéj, Wassilíssa, Antípka, Baldák Borísjewitsch, Wladímir und Wolodímir, Jarýschko, Márjuschka, Marússja, Trúda, Chatéj, Ssalóm, Zaréwna, Zaréwitsch.

Quelle:
Löwis of Menar, August von: Russische Volksmärchen. Jena: Eugen Diederichs, 1927, S. 5-22.
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