37. Geschichte des Fracks

[266] So viel wie die Deutschen soll niemand singen können, und darüber ärgerte sich seinerzeit der Teufel sehr. Deshalb ging er einmal zu einem Deutschen und wettete mit ihm, wer von ihnen beiden wohl am meisten zu singen wisse. Dieser ging den Handel getrost ein und nahm den Teufel auf den Rücken, damit ihn das Gehen am Singen nicht hindere; so war es ausgemacht.[266]

Der Teufel sang, was er wußte, und es währte wohl ein tüchtiges Stück Zeit, bis er sich, wie man sagt, so ausgesungen hatte, daß er nichts mehr wußte. Indessen, die Zeit kam, und er mußte herunter und bekennen, daß ihm der Faden ausgegangen sei. Jetzt setzte sich der Deutsche auf und sang, daß es lustig und frisch durch Berg und Tal widerhallte. Der Teufel hörte zu und dachte: je lauter und heller der singen wird, um so früher wird er damit zu Ende sein. Dem war aber nicht so. Jener sang sich eher mehr und mehr hinein, es war nichts anders, als ob ihm bei jedem gesungenen Liede wieder zwei andere einfallen möchten. Da wurde dem Teufel die Zeit lang, und er wurde ungeduldig, weshalb er verschiedene Kniffe anstellte, um seinen Gegner zum Schweigen zu bringen. Diese halfen aber alle nichts. Der Deutsche ließ sich nicht irremachen, er blieb fest sitzen und sang und sang so lange fort, daß dem Teufel endlich die Geduld riß, weshalb er sich den Sänger mit beiden Händen vom Rücken zu ziehen bemühte.

Als er ihn so bei den beiden Rockschößen anfaßte, rissen diese, und es blieben ihm die Stücke davon in den Händen. Jetzt faßte er ihn wieder, zog ihn herunter und lief davon, ohne sich mehr umzusehen, denn er schämte sich, die Wette verloren zu haben. Der Deutsche aber sah sich von beiden Seiten an und suchte vergebens seine Rockschöße, denn vom Unterteil seines Rockes war ihm hinten nur noch eine Art Schweif geblieben, und so hatte er jetzt den ersten Frack.

Quelle:
Schott, Arthur und Albert: Rumänische Volkserzählungen aus dem Banat. Bukarest: Kriterion, 1975, S. 266-267.
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