63. Wie die Fische rotes Blut bekamen

[299] Der heilige Todor von Tyran (Theodor von Tyrus) war unter dem Römerkaiser Diokletian ein Kirchenoberhaupt der Christen, welche der Herrscher außerordentlich haßte und verfolgte.[299] Um die Anhänger dieser neuen, verachteten Religion recht zu quälen, ließ er einmal mit dem Blut christlicher Kinder, die er seinen heidnischen Göttern hatte opfern lassen, Mehl anteigen und Brot daraus backen. Dieses ließ er alsdann zum Markte bringen. Da dieser Tyrann sich den Brotverkauf allein vorbehalten hatte, so waren die armen Christen beinahe gezwungen, es zu nehmen und zu essen.

Als Todor dies hörte, versammelte er die Seinen und verbot ihnen streng, davon zu nehmen, hieß sie aber gewaschenen Weizen in Mörsern stoßen, kochen und ihn statt Brot genießen. Da die Christen ihrem heiligen Vorsteher gehorchten, so verdarb das abscheuliche Brot, welches der Kaiser hatte backen lassen, worauf Todor hinging und es ins Wasser warf, wo es die Fische alsdann auffraßen. Seither ist es, daß alle Fische rotes Blut haben, so färbte es sich von dem greulichen Brote.

Quelle:
Schott, Arthur und Albert: Rumänische Volkserzählungen aus dem Banat. Bukarest: Kriterion, 1975, S. 299-300.
Lizenz:
Kategorien: