Ein Student war einmal unterwegs und viaticierte,2 wobei er zu einem Bauernhofe kam, der sehr unreinlich und unbehaglich aussah. Die Bäuerin sass am Heerde und krämpelte Werg, während die Kinder in der Stube umher lärmten und wirthschafteten. Ein Junge, Namens Pelle, stand am Fenster und sah wie der Student auf den Hof zukam, so dass er der Mutter zurief: »Mämme, da kommt ein Mann!« Nun war es aber so, dass die Kinder sich auf dem Tische ausgemacht hatten und die Excremente auf demselben in einem Haufen zusammenlagen; daneben aber stand eine Schüssel. Damit nun nicht die Bescheerung gesehen würde, sagte die Bäuerin: »Pelle, decke die Schüssel über den Haufen,« und[178] der Junge that also. Die Kinder aber hatten auch auf andere Stellen in der Stube ihre Nothdurft verrichtet, und als der Student über die Schwelle schritt, trat er gerade mitten in einen solchen Haufen. Ueberrascht blieb der Student stehen, sah sich seine Stiefel an und sagte: »Meiner Treue, so etwas habe ich doch noch nimmer gesehen!« Pelle, der auf dem Tische sass, hörte dies und hob die Schüssel von dem Haufen, wobei er ausrief: »Ja, hier sollt Ihr wol so etwas zu sehen bekommen!«
1 Grumus merdae; vgl. Ztschrft. f. Ethnol. Berlin. 1874. S. 75.
2 Viaticum heisst die freiwillige Unterstützung, welche Studierende auf der Reise von Hof zu Hof einsammeln, wenn sie sich zum ersten Mal nach der Akademie begeben. Man nennt dies viaticieren.