728. Das Gespenst bei der Tränke.

[165] Jedesmal, wenn der Bauer im Sigelsbüel (Sigartsbüel 1550) seine Kühe zur Tränke trieb, machten diese, wenn sie in die Nähe des Troges kamen, erschrocken kehrt und stoben auseinander. Eines Abends aber wurde der Bauer furchtbar bös darüber und fluchte alle Sterne vom Himmel herunter. Ja, ausser sich vor Zorn, fügte er seinen Wutausbrüchen noch die schrecklichen Worte hinzu: »Und was m'r jetz nid i Si' chunnt, soll m'r nu gältä!« Kaum gesagt, erdröhnte ein schauerliches Krachen durch die nahen Ahornbäume. Ruhe[165] hatte der Bauer allerdings von da an beim Tränken. Aber, als er es beichtete, konnten ihn weder der Priester noch der Bischof von seiner Sünde lossprechen. Er musste bis nach Rom. Das war eben das Schrecklichste, dass er noch sagte, was er nicht wisse, solle ihm gelten. Da ist viel darin enthalten!


Anton Stadler, Bürglen, 70 J. alt.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 165-166.
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