729. Das hättisch nitt sellä sägä!

[166] Ein Senn zu Gufern fand eines Nachts in seiner Hütte gar keine Ruhe; immer wieder weckte ihn etwas aus dem Schlafe auf. Er erhob sich auf seinem Gliger und schaute umher, war aber nicht imstande, etwas auffallendes zu entdecken. Nur auf dem Halbtürli der Hütte kauerte etwas rundliches, ein dunkles Klümpchen wie ein schwarzes Kätzchen. Dem schenkte er keine Aufmerksamkeit. Als er wieder aufgestört wurde, rief er zornig: »Gang wägä mynä zum Tyfel, aber Rüew wil-i ha!« Uff das syg äso äs G'schych üffg'gangä bim Halbtirli und syg gägä Chärschäläbach appä und häig entsetzlich und absord g'schrüwä-n- und g'hywlet; das Kätzchen hingegen war jetzt verschwunden. Jetzt bereute der Knecht seinen Fluch und sagte zu sich selbst: »Das hättisch doch nitt sellä sägä!«


Friedrich Epp, Maderanertal.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 166.
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