731. Durch Fluchen vertrieben.

[166] In einem Gaden im Schweinsberg zu Attinghausen spukte es nicht wenig. Am Morgen, wenn die Leute kamen, um zu[166] melken, fanden sie zwei Kühe in eine Kette verwickelt, und wenn sie molken, liess es ihnen mit einem Schlag alles Vieh ab den Ketten. Einmal wurde der Bauer fuchsteufelswild. Er ergriff die Mistgabel und lief mit ihr um den Gaden herum, steckte sie bald in die Gwätte, bald in die Türe, fluchte dabei alle Wetterzeichen und rief: »Geh zum Teufel, sonst zünde ich dir mit der Mistgabel und stecke dich an!« Aber seit dieser Stunde liess sich das Gespenst, oder was es war, nicht mehr merken.

Dass zwei Kühe in eine und dieselbe Kette gebunden angetroffen wurden, ist ein ungemein häufiger Spuk. Man berührt dann die Kette mit einer geweihten Palme, noch häufiger führt man darüber in den drei höchsten Namen mit einem gesegneten Haselzwick den »Kreuzstreich« aus, oder man schlägt mit einer Mistgabel auf die Ketten. In Glarus soll man mit einem Beil auf die Kette schlagen, dann falle sie auseinander und bleibe doch glockenpfennigganz. Man sage einen Spruch dazu, aber diesen weiss ich nicht.


Heinrich Baumann; Cäcilia Gisler-Walker.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 166-167.
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