703. Z'spettlä-n-erlydet's nitt.

[147] »Ein brutaler Mann war der Chählä-n-Alois,« erzählt ein alter Gurtneller. »Als er eines Abends stark angetrunken heim ging, stieg er bei unserem Hause auf dem Stalden an das Fenster hinauf, spöttelte und höhnte über das Gespenst im Leidloch, wo er vorbei musste, und prahlte, dem wolle er diesen Abend den Meister schon zeigen. Unsere besorgte Mutter befahl uns Kindern, das Fenster zu schliessen, worauf der widerliche Spötter bald sich davontummelte. Aber an jenem Abend hat es ihn im Leidloch »i 'Klüs gnu«, dass er sein Leben lang genug bekam. Lange Zeit blieb er krank, sein rechtes Bein wurde nie mehr gesund und wurde im Laufe der Jahre von den Ärzten nach allen Seiten zerschnitten und zerhauen. Z'spettlä-n-erlydets halt äbä nitt. Wem-mä rüewig sys Wägs gaht, sä chennet eim beesi Geister nytt machä, aber spettlä-n-uders'agryffä, das darf mä nitt.«


Johann Tresch, der Präzis, 72 J. alt.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 147-148.
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