1284. Das See-Untier.

[175] a) Früher hat im Leiden-See zwischen dem Erstfelder und dem Leutschachtal ein Untier gehaust. Da gingen sie hin und schossen darauf. Es schwamm ans Ufer und begab sich auf schneefreies Gebiet, »uff d'Aeberi«, wo es verendete. Im nächsten Jahre fand ein ganzes Senten Kühe in seinem Körper Platz und Schatten. So hats allemal der alte Tristler selig erzählt, aber der hat manchen Bären aufs Tapet gebracht.


Wilhelm Zurfluh, 52 Jahre alt, Amsteg.


b) Ein fahrender Schüler sagte zu zwei Jägern, sie sollten auf die Wildampfern am Abhang des Geissberges hinaufgehen[175] und dort in das Seeli schiessen. Es werde zwar etwas dabei geschehen, aber sie sollten sich nicht fürchten, sie würden etwas »kriegen«. Da stiegen die Jäger hinauf und schossen in das gefrorene Seeli; es war nämlich zur Winterszeit. Da ging ein furchtbares Geschrei auf, so dass die Jäger voll Schrecken davon liefen. Im folgenden Frühling fanden die Älpler neben dem Seeli den toten Körper eines ungeheuren Drachen, so gross, dass Kühe in seinem Schatten stehen konnten.


Frz. Jos. Zurfluh, 75 Jahre alt, Intschi.


Dieser Drache war vor Zeiten gesehen worden, wie er vom Windgellen her in dieses Seeli geschossen kam.


Frau Walker-Zgraggen, Gurtnellen.


c) Variante siehe bei Lütolf, S. 232, Nr. 166.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 175-176.
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