1285. Der Drachenkampf.

[176] In einer Höhle im Wuränälpeli hauste ein Drache; ein furchtbares Tier! Infolge einer Wette machte sich ein Frechling daran, ihn zu töten. Er wusste ihn aus seinem Versteck herauszuzecken und ihm eine mit einem grossen Büschel Dornen umwundene Lanze in den geöffneten Rachen zu stossen. Nachdem er ihm den Garaus gemacht, schleppte er ihn gegen heim; doch musste er sterben, bevor er zu Hause ankam. Es scheint, dass ihm Drachenblut ins Gesicht gespritzt war, und das ist giftig. Ja, früher hat es furchtbare Tiere gegeben! Ich selber habe gesehen einen Drachen vom Wannelistock her gegen den Belmeten durch die Luft dahin schiessen, war wie ein feuriger Grotzen; darauf brach in Schattdorf die Nervenkrankheit aus, die viele Leute dahinraffte. Einen Wurä – ist nicht ein Drache – hat mein Vetter, der Fäster-Brosi, in den 70ger Jahren auf dem Sparren unterhalb Schwandi geschossen. Ein grosses Tier mit Beinen. Viele Leute gingen hin und beschauten es. Er liess es auf dem Platze liegen.


Josef Zieri, 68 Jahre alt, Erstfeld.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 176.
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