1296. Von den Schlangen aufgezehrt.

[183] Ein Bettler, der auf dem Ofenbänkli einer Bauernstube übernachtete, hörte die Kinder des Hauses schreien: »Durst! Durst! Muetti! Wasser!« Doch die Mutter erwachte nicht, und da ging der Arme selber in den Hof hinaus zum Brunnen, um den durstigen Kleinen Wasser zu holen. Auf einmal fing er an schrecklich zu schreien und zu jammern, so dass jetzt die Leute erwachten und in den Hof hinauslaufen wollten. Er aber rief ihnen abwehrend zu: »Cheemet ärddoch nitt, ich bi ganz i dä Wirmä-n-innä!«. Am Morgen lag er tot neben dem Brunnen; er war von den Schlangen fast ganz aufgefressen.


Zacharias Zurfluh, Erstfeld.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 183.
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