1297. Von Schlangen verfolgt.

[183] a) Als der Jocheli-Toni, ein Gurtneller, von Gornern her beim Härdbälmli ankam, sah er auf einmal einen mächtigen Wurä, der sich im Bächlein wusch und eine echtgoldene Krone auf einem Stein neben sich liegen hatte. Er, nicht faul, packte mit raschem, sicherm Griff die Krone und lief mit ihr aus allen Kräften davon. Das Tier aber verfolgte ihn (durch die Lüfte, wie einige sagen) bis zum »grossen Haus«, wo der Toni daheim war, und zerschmetterte oder spaltete an einem Nagel der Haustüre, die der Fliehende noch zuschletzen konnte, den Kopf. – Oder: als er gerade die Stubentüre hinter sich ins Schloss warf, schoss auch der Wurä zu einer Hausgangtüre herein und zur andern wieder hinaus.


Joh. Tresch, 72 Jahre alt, und a.[183]


b) Die Würm haben zwei Beine, sind grösser als die Schlangen und baden sich oft im Wasser, wobei sie ihre goldene Krone neben sich legen. Ein Kind kam einst an einen Bach und fand ein goldenes Krönchen, packte es und ging damit fort. Aber jetzt kam der Wurä ihm nachgeschossen, und da gab ihm das Kind die Krone zurück.


Fr. Baumann-Dubacher, 85 Jahre alt, Gurtnellen.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 183-184.
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