1298. Das Schlangenkrönlein.

[184] Jakob Hartmann, ein 80jähriger Greis von Altdorf, erzählte mir 1912 in allem Ernste:

Vor vielen Jahren, als ich einmal in ein Ried hinunter ging, erblickte ich am Dorfbach zuoberst im Moosbad auf einem Stein neben dem Brücklein ein goldenes Krönchen, so gross wie ein schöner Fingerring. Ich schaute mich um und gewahrte einen grossen Wurä, der sich im Bache wusch. Es war so ein schwarzer, g'wurmeter, so gross wie ein Bohnenstickel und armdick. Er bäumte sich gegen mich auf und schaute mich unverwandt an (het nid Aug abgha); ich hätte es nicht wagen wollen, die Krone anzutasten. Ich habe schon gewusst, dass viele Schlangen Kronen tragen. Das ist das beste Gold.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 184.
Lizenz:
Kategorien: