1322. Die Wilden ziehen fort.

[197] Nun kamen diese Wilden ab der Flueh von Zeit zu Zeit auf das »obere Plätzli«, einem Ort ob dem Schwanderhaus, der den Kindern als Spielplatz dient. Auch wenn Zigeuner in die Ortschaft kamen, so gingen sie immer auf diesen Platz. Als sie wieder einmal auf das »obere Plätzli« kamen, versammelten sich die Dorfleute, um die Wilden anzustaunen und zu bewundern wie gewöhnlich. Jedermann hätte ihnen jetzt gerne einen Dienst erwiesen, aber niemand wurde darum angesprochen. Da beobachtete ein kleines Kind, das kaum reden konnte, die verkehrten Füsse der Wilden und sagte laut zur Mutter: »Müetter, g'sehnd iehr nit, dass die b'Färschälä vornä-n- und d'Zeechä hinnä hend?« Die wilde Frau hörte diese Worte und wurde darüber bös und rief:


»Chlyni Lytli,

D's Tyfels Hytli,

Jedes das ärgst! (Än ieders Chlys das ergst).«


Dann zogen sie alle fort mit dem Bemerken:


»Hitt hender-is g'seh (Hitt hie)

Und darna niemeh! (Und de nie meh)«,


gingen der Flueh zu und wurden nie mehr gesehen. Die Grosseltern der heute lebenden ältern Generation haben das noch selber erlebt.


Schriftlich von HH. Kaplan Truttmann.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 197.
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