999. Der Geist unter dem Tisch.

[10] An einem Ort nahmen sie einen Bettler auf und liessen selben mit ihnen am Tische speisen. Am Schlusse betete er über Tisch: »Treescht Gott und erlees Gott diä arm Seel, wo nu under dem Tisch müess lydä!« Und da sei eine unter dem Tisch hervorgekommen und habe ihm für ihre Erlösung gedankt. Aber wie sie ausgesehen, oder warum sie hatte leiden müssen, weiss ich nicht. Niemand hatte eine Ahnung von ihr gehabt. Ähnlich sei einmal eine arme Seele, die man in einem Stalle oft hatte niesen hören, dadurch erlöst worden, dass ihr einer zurief: »Half dr Gott, wenn dr z'hälfä-n-isch!« während alle andern »Gsundheit« gerufen hatten.


Katharina Gamma, 50 Jahre alt, Wassen.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 10.
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