1142. Walt Gott und Maria.

[72] a) Wenn allemal meine Grosseltern, so fährt meine Erzählerin fort, das Berggut verliessen und in das Streiwiriss hinunterzogen, schlossen sie das Berghäuschen, indem sie dabei laut den frommen Spruch beteten: »Walt Gott und Maria!« Da erscholl einmal vom Bockitobel her der klagende Ruf: »Ach Jeerä, nur das: Walt Gott und Maria!« Seitdem beteten sie doch etwas mehr dazu, und die Stimme liess sich nicht mehr hören.


Franziska Kruog.


b) Bevor der Urner Bauer am Abend den Stall verlässt, betet er den Anfang des Evangeliums des heiligen Johannes, nämlich die ersten 14 Verse: »Im Anfang war das Wort« etc., und fügt hinzu: »Walt Gott und Maria, der Santä Toni und der Sant Wändel sollet alles b'hietä-n- und biwahrä!« – Manche, die das Evangelium nicht beten, sprechen wenigstens beim Verlassen des Stalles am Abend oder beim »Innäzindä« das »Walt Gott und Maria«, und viele fügen hinzu: »Tröst Gott und erlös Gott die armen Seelen.« – Also ein Betruf im Kleinen. – Wenn es donnert, betet der Göschner Älper: »Walt Gott und Maria!«, wenn es blitzt: »B'hietis Gott und Maria!«

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 72-73.
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