1186. Der Teufel unter dem Tisch.

[98] Streit und Zank hatten schon lange bei einem Ehepaar in Attinghausen geherrscht. Kein Tag verging da ohne Schimpfen und Schelten, und auch die Prügel nebst den zugehörigen Flüchen und Schwüren waren auf der Tagesordnung. Endlich erschien mal plötzlich ein grausiger, schwarzer, zottiger Hund mit funkelnden Augen und roter, heraushängender Zunge in der zankerfüllten Stube, legte sich unter den Tisch und war da nicht mehr zu vertreiben. Die geängstigten Leutchen holten endlich den frommen Ortspfarrer; dem gelang es nach fast einstündigem Beten und Lesen mit vieler Mühe, den Hund, der einen scheusslichen Gestank hinterliess, zum Verschwinden zu bringen. Aber der Schweiss rann dem Geistlichen in Bächen über das Angesicht hinunter. »Jetzt macht, wie ihr wollt«, sagte er dem Ehepaar, »aber ein zweites Mal werde ich nicht mehr kommen, euch den Teufel zu vertreiben!«

Nach einer Variante von Seelisberg spielte die Szene in einer Kneipe zu Beckenried, wo mehrere Männer, die den Pfarrer von Seelisberg hatten auf die Probe stellen wollen,[98] beisammen sassen und wüste Reden führten. In Altdorf wird eine Wirtschaft ob der Vorstadt genannt, wo der Wirt gewohnheitsmässig fluchte und gottlose Gespräche unterhielt, und in Erstfeld ein Haus, aus dem zwei Burschen gegen den Willen ihres Vaters, der sagte: »So gehet in des Teufels Namen!«, z'Stubeten gingen.


Jos. Ant. Imhof-Fischer, Attinghausen,

Frau Imhof-Aschwanden, 85 Jahre alt, und a. mehr.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 98-99.
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