1185. Der Teufel in der Küche.

[97] Das wisst ihr nicht, und doch ist es noch nicht lange her und ist wahr: In einem Bauernhaus zu Schattdorf tanzte eines Abends eine ausgelassene Gesellschaft, tanzte und soff und haleegerte die Nacht hindurch. Endlich schickten sie ein Maitli in die Küche hinaus, einen Chohli zu machen. Es ging und wollte anfeuern, brachte es aber nicht zustande. Als es solches der Gesellschaft meldete, hiess es, das seien nur Dummheiten. »Da wem-mer etz doch gärä gseh und lüegä, ob miär nitt chennet afyrä«, meinten einige und begaben sich in die Küche. Aber die mussten nicht anfeuern, denn – Gott b'hiäti's – der lebendige Teufel war da. Jetzt verstummte allerdings die Lustbarkeit. Auf keine Art wollte der schwarze[97] Gast das Feld räumen, nicht einmal dem Pfarrer, den sie herbeiholten, wollte er folgen. Nun war gerade der Firmer in der Pfarrei; dem sagte es der Pfarrer, und die geängstigten Hausinsassen liessen ihn dringend um seine Hilfe bitten. Der Bischof ordnete an, auf den folgenden Tag ein unschuldiges Mädchen, das in dem Jahre zur ersten heiligen Kommunion gegangen, im weissen Kommunionkleidchen, mit dem Kränzlein auf dem Kopfe bereit zu halten. Nun, nachdem der Bischof die Firmung gespendet hatte, ging er mit dem Pfarrer, dem Sigrist, der das Weihwasser trug, und mit dem Kind in jenes Haus. Dem Kind gab er den Bischofsstab in die Hände und stellte es in den Keller mit der Weisung, da auszuharren; es brauche keine Angst zu haben, es geschehe ihm sicher nichts. Dann gingen Bischof, Pfarrer und Sigrist zuoberst in das Haus und benedizierten zuerst die Dachräume, dann die Kammern, dann Küche und Wohnräume. Wie sie sich dem Keller nahten, liess das Kind einen furchtbaren Schrei hören. Sie eilten zu ihm, und da sagte es: »Ach! wiä isch daa ä wiäschtä, brandschwarzä Hund zum Chällertohli üss und hed ä grysslichi, fyrroti Lällä zum Mül üss g'hänkt.«


Katharina Gamma, 50 Jahre alt.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 97-98.
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