1216. Der Pfaffig-Stein.

[118] Die Flüeler bauten eifrig an ihrer Kirche. Von Tag zu Tag wuchsen die Mauern zusehends in die Höhe, und der Pfarrer des Ortes hatte eine mächtige Freude. Nicht so der Böse, der auf der obersten Planzern am Abhang des Gruonberges auf einem wuchtigen Geissberger Steinblock hockte und mit grimmiger Miene zuschaute. Wie der Bau seinem glücklichen Ende entgegenging, konnte er es auf seinem Sitz nicht mehr aushalten, er sprang herab, und mit den Worten: »Warte, Pfaff! Dir will ich die Freude versalzen!« packte er den Block und schleuderte ihn gegen Flüelen hinunter, aber der wachsame Pfaff machte gleitig das Kreuzzeichen, und der Stein fiel im obern Gütschli zu Boden und blieb da liegen bis heute. Das ist der Pfaffig-Stein.


Mitgeteilt: Robert Müller, Flüelen.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 118.
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