1217. Sankt Gotthard und die Teufelsbrücke.

[118] a) Über den Gotthard kam einst St. Gotthard, ein frommer Christenapostel, in das Reusstal, um diesseits der Alpen seinen Lehrerberuf auszuüben. Als er nun den Weg durch das Tal am Teufelsberg unterbrochen fand, baute er durch ein Wunder eine gewölbte Brücke. Aber der Teufel war damit nicht einverstanden. Er nahm einen ungeheuren Felsblock, umschlang ihn mit einer eisernen Kette, legte den Stein auf seinen Rücken und wanderte damit stromauf, um, bei der Brücke angekommen, sie einzuschlagen. Doch St. Gotthard ging ihm entgegen, traf ihn bei Göschenen und hielt ihm das Kreuz vor. Sogleich liess der Teufel den Block fallen und eilte so schnell als möglich davon. Noch heute sieht man den Stein an seiner Stelle. Drei Klafter hoch und fünf Klafter im Umfang, zeigt er auf der einen Seite den Eindruck vom Rücken Satans und ringsherum die Spuren seiner Kette.[118]

b) Den Eindruck vom Rücken Satans und die Spuren seiner Kette haben eine 70 jährige Erzählerin und ein ebenso alter Gewährsmann von Attinghausen in ihrer Jugend selber gesehen, haben mir aber die gewöhnliche Teufelsbrucksage erzählt.


Josef Anton Jmhof und Mathilde Rämi.


c) J.J. Scheuchzer, der ebenfalls die gewöhnliche Teufelsbrucksage bietet, erzählt: »Als der Teufel mit dem Felsblock dahergekommen, um die Brücke zu zerstören, sei ihm auf dem Weg ein heiliger Mann begegnet, der ihn bescholten und dahin gebracht, dass er den grossen Felsenstein ablegen musste.«

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 118-119.
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