4. Der habicht.

[159] Es wird erzählt, dass früher einmal ein habicht eine quelle aufgegraben habe. Als er die quelle gegraben hatte, badete sich der habicht [darin] schön und begab sich [dann] weg, um zu fressen. Nachdem er zum fressen weggegangen, kam eine krähe und wälzte sich in der quelle und beschmutzte sich. Der habicht, nachdem er gegessen, [159] und die krähe sollen zu zweit zu Gott gegangen sein, um [ihm] zu erzählen, dass sie eine quelle gegraben hätten. Der habicht sagt: »Ich habe [sie] gegraben«, die krähe aber sagt: »Er nicht, [sondern] ich habe [sie] gegraben.« Gott sah sie an und sah sie an, dem habicht hat er nicht geglaubt, der krähe aber hat er geglaubt. Dem habicht hat er darum nicht geglaubt, weil er rein war; die krähe aber war beschmutzt, und ihr hat Gott geglaubt. In zorn geraten, hat Gott dem habicht befohlen, nur den tau von den blättern zu trinken, der krähe hat er aber erlaubt, sowohl aus der quelle als aus dem flusse zu trinken. Seitdem ist die krähe bunt, der habicht aber fliegt bei trockenem wetter, wenn er darauf wartet, tau zu trinken, gell schreiend umher.

Quelle:
Wichmann, Yrjö: Volksdichtung und Volksbräuche der Tscheremissen. Helsinki: Suomalais-Ugrilainen Seura, 1931, S. 159-160.
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