23. Der Theißstrudel.

Aus Ungarn.


Als unser Herr Christus mit St. Peter auf der Theiß stromaufwärts fuhr, sprach St. Peter: ›Ginge es nicht, daß die eine Seite aufwärts, die andere abwärts flösse?‹ Sprach unser Herr Christus: ›Wenn die eine Seite aufwärts, die andere abwärts flösse, würden die Schiffer so hoffärtig werden, daß es mit ihnen nicht auszuhalten wäre.‹ Doch St. Peter bat so lange, bis unser Herr Christus es so machte, daß die eine Seite aufwärts floß und die andere abwärts. – Als dann unser Herr Christus mit St. Peter die Theiß hinuntergekommen war, fuhren die Schiffer aufwärts und fluchten noch mehr als vordem; sie waren so hoffärtig geworden, weil sie jetzt ganz leicht stromaufwärts fahren konnten. Da bereute St. Peter, daß er unseren Herrn Christus gebeten hatte, daß die Theiß auf der einen Seite aufwärts, auf der anderen abwärts fließen sollte, und er flehte ihn an: ›Mein Herr und Schöpfer, laß es wieder so fließen, wie es vordem war.‹ Unser Herr Christus drehte es wieder zurück; aber der Strudel blieb auf dem Wasser, damit die Schiffer zur Strafe noch mühsamer auf dem Wasser führen, als vordem.[37]

Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Naturgeschichtliche Märchen. 7. Aufl. Leipzig/Berlin: 1925, S. 23-24,37-38.
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